Die sechsundneunzigste Fabel.
Von zweien Töpfen.

Zwen töpf bei einem waßer weren,
Der ein von erd, der ander eren:
Die riß hinweg des waßers flut.
Der erden sprach: »Es ist nit gut,
Daß wir also zusamen treiben:
Ich darf mich zwar an dich nicht reiben«,
Und forcht sich ser der erden topf,
Daß im sein gsell zerstieß den kopf.
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Da sie nun walzten in dem bach,
Der eren zu dem erden sprach:
»Förcht dich nicht, ich hab acht und moßen,
Daß wir nicht an einander stoßen.«
Der erden sprach: »Ob du an mich
Wirst stoßen oder ich an dich,
Gschicht mir von beiden seiten leid:
Auf mich komt all die ferlichkeit.
Ein solchen unfall zu vermeiden
Nicht beßers, denn daß wir uns scheiden.«
Ich rat, halt dich zu deinem gleichen,
Gelert bei glert, der reich zum reichen;
Also der gering zu seinem genoßen:
Der muß in unüberfallen laßen.
Helt sich der arm zum reichen dar,
Gschicht selten on des armen far.
Mit gleichem kumstu leichtlich hin:
Gleich haben gmeinlich gleichen sinn.

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TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. Fabeln. Esopus. Erster Theil. Das erste Buch. 96. Von zweien Töpfen. 96. Von zweien Töpfen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8E09-5