Die siebzehnte Fabel.
Vom alten Man und Jüngling.
Ein alter man het einen garten,
Darin tet er der äpfel warten.
In dem so kam ein junger knab,
Stieg auf den baum und brach sie ab.
Da in der alte man ersach,
Mit guten worten bat und sprach:
»Weist nit, was dich die schrift tut lern?
Solt nit deins nehsten gut begern.«
Er achtets nicht, belacht den alten,
Sprach: »Wil sie wol für dir behalten.
[15]Mit worten wird an mir nicht gschafft;
Straf mich mit kreutern; die haben kraft.«
Da rupft der alte gras und kraut,
Macht balln und warf in auf die haut.
Da lacht der bub; verdroß den alten,
Daß er in tet so nerrisch halten,
Daß er in meint mit kraut und gras
Zu zwingen, daß er abelaß.
»Wenn wort und kraut nicht helfen wöllen,
Muß ich mich warlich anderst stellen.
Hab oft gehört«, sprach er zum knaben,
»Daß auch die steine kraft solln haben.«
Und facht in hart mit steinen an;
Verließ den baum und lief davon.
Ein weiser man sol als versuchen,
Erst gute wort, denn schelten, fluchen;
Wenn das nicht hilft, die sünd zu strafen,
Mit ernst greift man denn zu den waffen.