[99] Die dreiundsechzigste Fabel.
Vom Adler und Rappen.

Der adler floh vom berg hernider,
Setzt sich zu rück auf einen wider,
Sprang hin und her auf seinem rücken:
Der wider must sich vor im tücken.
Dasselb ein rapp allda ersach:
Der wolt dem adler fliegen nach.
Aufs widers rucken umb und umb
Verwickelt seine füße krumb,
Ins widers wollen blieb behangen,
Vom schäfer ward also gefangen.
Sein gfider tet im kurz verhauen,
Daß in all menschen mochten schauen,
Kam im zu großem herzenleid,
Darzu in bracht vermeßenheit.
Ein jeder achte seiner sterke
Bei seiner eigen tat und werke,
Laß sich der demut nicht verdrießen,
Meße sich mit seinen eignen füßen,
Vermeß sich nicht mer, denn er kan,
Sonst hengt man ims höneisen an.
Der Icarus solt fligen nach
Seim vatter Dedalo und flohe zu hoch,
Welchs im der vatter widerraten;
Daß im die sonn aufweicht die knoten,
Daß im das gfider kraftlos ward:
Im mer vertrank zur selben fart.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. Fabeln. Esopus. Erster Theil. Das erste Buch. 63. Vom Adler und Rappen. 63. Vom Adler und Rappen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8EF5-2