[44] Die achtundvierzigste Fabel.
Vom alten Weingartner.
Als ein alt man het ein weingarten,
Davon er gute frücht tet warten;
Da nun sein letste zeit war komen,
Sein söne fordert er zusamen
Und sprach: »In des weingartens platz
Hab ich vergraben meinen schatz;
Ists daß ir wölt denselben haben,
So müst ir fleißig darnach graben.«
Damit er starb; die söne gunden
Fleißig zu graben, doch nicht funden.
Dieweil sie aber fleißig süchten,
Trug der weinberg vil guter früchten,
Und wurden reich von zeit und stunden:
Daraus des vatters red verstunden.
Ein treger schelm und fauler henz,
Der sich stets stechen leßt den glenz,
Streckt sich dahin und wil nit tun,
So lang im ein gebraten hun
Etwan herflöh ins offen maul,
Den solt man werfn mit eiern faul.
Solch leut sind wert, daß sie verderben
Und im elende hungers sterben.
Ein jeder sol sein unverdroßen
Zur arbeit und Gott sorgen laßen.
Wer sich im schweiß seins angsichts nert
Im glauben, dem wird gnug beschert.