Die einundachtzigste Fabel.
Vom Wachs.

Das wachs erseufzet einst und sprach:
»Ach daß mir je so leid geschach!
Ich bin meins lebens überdrüßig,
Daß ich so weich, schmeidig und flüßig;
Muß leiden, daß man mich zustückt
Und alles, was man in mich drückt,
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Und tu doch jedem wol behagen,
Von vilen bin zusamen tragen.
Wil schaffen, daß ich auch hart werd.
Es werden doch von weicher erd
Die ziegelstein und hart gebacken
Im heißen ofen wie die wacken;
Ich wil mich auch in solcher maßen
Im heißen ofen herten laßen,
Daß ich mag weren tausent jar.«
Da es nein kam, verschmalz es gar.
Ein ding ist ferlich anzuheben,
Wo die natur tut widerstreben.
Mancher, dem sein stant nit behagt
Und sich in einen andern wagt,
Wenn er meint, daß ers wol het troffen,
Betreugt in doch sein eigen hoffen,
Und wird auch in demselben treg,
Daß ers zuletzt gern beßer sech.

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TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. Fabeln. Esopus. Erster Theil. Das ander Buch. 81. Vom Wachs. 81. Vom Wachs. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-8F46-D