Die einunddreißigste Fabel.
Vom Pferd und Esel.
Als pferd und esel zamen wern
Und dienten beid bei einem herrn,
Da het der man zu seinem schaden
Denselben esel überladen.
Da sprach der esel zu dem pferd:
»Wiltu, daß ich erhalten werd,
So nim von mir der last ein teil,
Sonst werd ich übern kleine weil
An meiner kraft und macht verzagen,
So mustu doch alleine tragen.«
Das pferd achtet nit solche red;
In dem der esel fallen tet
[28]Und starb; bald lief sein herre dar,
Nam den sattel und alle war,
Legts auf das pferd, die eselshaut,
Die er abzohe; da schrei es laut
Und sprach: »Awe, ich armes tier!
Unglück komt auf ein haufen mir;
Für meine unbarmherzigkeit
Komt auf mich alle dises leit.
Wer ich dem esel hiflich gwesen,
Villeicht wer er vom tot genesen.
Nun muß ichs tragen alle gar,
Dazu des esels haut und har.«
Wir solln dem nehsten bhülflich sein,
Daß er nicht trag die last allein;
Wo jederman die hand hin reicht,
Machen vil hend die arbeit leicht.