Die neunundneunzigste Fabel.
Vom Kalen und der Fliegen.

Fein setzt sich ein flieg auf ein kopf
Eins kalen, het nur vorn ein schopf.
Sie war hungrig, gar weidlich stach.
Bald nach ir schlug; sie lacht; er sprach:
»Hol dich der tot, du heillos fliegen!
Du solt je wider mich nit siegen.
Daß ich mich schlahe, desselben lachst,
Damit du mich nur wacker machst.
Wenn ich mich schlüg auch zehen mal,
Diß jar blieb ich beim leben wol.
Wirstu aber ein mal nur troffen,
Verlorn dein leben und dein hoffen.
Ich kan mein selber schon verschonen
Und dir dein lachen auch belonen.«
Es stet zwar nicht wol, wenn die schwachen
Die starken bhönen und belachen,
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So sie es doch wol können wenden,
Die rach zu haus mit haufen senden.
Drumb sich ein jeder für sol sehen,
Sich nit wider ein starken lehen,
Ders im kan zwifach wider geben;
Bös ists, wider den stachel streben.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. Fabeln. Esopus. Erster Theil. Das ander Buch. 99. Vom Kalen und der Fliegen. 99. Vom Kalen und der Fliegen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9002-D