Die achtundfunfzigste Fabel.
Vom Affen und Fuchs.
Vil tier ein reichstag zamen heten;
Da kam ein aff heraus getreten,
Rang, sprang und spielet für in allen,
Daß allen tiern tet wol gefallen,
Hielt sich ganz höflich mit geberden,
Gedacht also könig zu werden.
Verdroß den fuchs; riefs auf ein ort,
Sprach zum affen: »Hör mich ein wort!
Ich sehe, du wirst doch könig werden.
Ich weiß ein schatz, leit in der erden,
Der doch von recht der herrschaft ghürt.«
Ein wenig baß ins holz in fürt;
Sahe in eim hag ein kleine lücken,
Da warn den tiern gestellet stricke.
Er sprach: »Wölst durch die lucken laufen,
Da wirstu finden gelt mit haufen.«
Bald da der aff war nein geschloffen,
Da ward er mit den fallen troffen.
Er schalt den fuchs: »Hast mir gelogen,
Mit deinen fuchsschwenzen betrogen!«
Er sprach: »Du wilt dich auch erheben,
E denn dir Gott das glück hat geben,
[55]Und wilt doch fliehen hin in Sachsen,
E dir die federn sein gewachsen.«
Wer sich aus frevel unbedacht
Höher, denn sich gebürt, ausmacht,
Der tut sich selber oft betören
Und muß den spott zum schaden hören.