[49] Die zweiundfunfzigste Fabel.
Von dreien Fischern.
Drei fischer sich zusamen gsellten
Und ire garn anander stellten,
Mit kleinen stricken zamen bunden,
Daß sie dest weiter reichen kunden,
Und zohens durch ein große flut,
Wie man denselben netzen tut;
Dest mer gedachten zu beziehen,
Daß in auch keiner mocht entfliehen,
Und zohen dran mit allen henden.
Zuletst, da sie nun wolten lenden
Und brachtens bei dem ufer her,
Da wards zu ziehen allzu schwer.
Derhalben sie sich freuen teten,
Meinten, daß vil gefangen hetten.
Da sie es aber recht besahen,
Zween große stein darinne lagen.
Da ward zuhand ir große freut
Verwandelt in ein traurigkeit.
Da sprach der eltest under in:
»Ich bitt euch, legt all trauren hin
Und laßt an nichtes nicht erwinden:
Ich weiß, es ist noch glück dahinden.
Denn so gets in menschlichen sachen,
Unfall tut sich erst zuher machen;
Wer sich damit nicht leßt bewegen,
Dem scheint die sonn bald nach dem regen.«
Die fabel tut uns zeigen an,
Wie menschlich hendel sein getan,
Daß glück und unglück, lieb und leit
Eins das ander am rücken treit.
Wer solchs mit fürsichtigkeit merkt,
Im unfall tröst und selber sterkt,
[50]Daß er im unglück nit wird brochen,
Der hat sich an seim feind gerochen,
Wird bilch gehalten für ein man,
Der glück und unglück tragen kan.