Die neunundachtzigste Fabel.
Vom Kranken und den Aerzten.

In Teutschland, wie man brichtet mich,
Ein reicher man zu bet lag siech.
Wie dasselbig die ärzt vernamen,
Ir vil zum reichen kranken kamen
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(Als wo man honig tut verkaufen,
Fallen die fliegen zu mit haufen).
Als sie im hetten beschaut den harm,
Einr sprach: »Er hat groß fel im darm.
Ich achts fürs best, so ir folgt mir,
Daß wir im setzen ein clystier,
Auf daß er werden mög gesund;
Er leßts nicht nach umb hundert pfund.«
Wie sie nun alles fertig machten
Und zu dem kranken einhin brachten,
Da ward der krank mit zorn bewagen,
Ließ alle ärzt zum haus ausjagen
Und sprach: »Daß ir müst gar erstarren!
Ich sahe mein tag nie größer narren.
Im kopf felt mirs und in der nasen,
Und ir wolt mir in hindern blasen.«
Was einr nicht hat im jungen leben
Gewont und sich dazu begeben,
Das tut im in dem alter ant:
Blatern bringt arbeit ungewont.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. Fabeln. Esopus. Erster Theil. Das ander Buch. 89. Vom Kranken und den Aerzten. 89. Vom Kranken und den Aerzten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9064-4