Die neunundsechzigste Fabel.
Vom Löwen und dem Frosch.

Es gieng ein löw bei einem bach
Spazieren, sich gar weit umbsach:
Da ward er keines menschen gwar.
Ein gschrei hub sich im waßer dar.
[106]
Der löw erschrack und stund da still,
Gedacht, was hie nach kommen wil.
Ein kleines fröschlin ausher kroch;
Da stund der löw und sahe im nach
Und sprach: »Du armes, nichtigs tier,
Solstu ein schrecken machen mir?
Bistu der held, der grufen hat?«
Mit seinen füßen trat ers tot.
Hier wird glert, daß wir uns sollen
In gringen sachen nicht forchtsam stellen,
Und uns vor dem nicht solln entsetzen,
Der uns mit schaden nicht kan letzen.
Man sagt: wer tut von drauen sterben,
Des leib sol nicht den kirchhof erben,
Den sol man bleuten und besingen
Mit glocken, die in hosen klingen,
Und sol in in das heu vergraben,
Welchs im hindergmach wird aufghaben.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. Fabeln. Esopus. Erster Theil. Das erste Buch. 69. Vom Löwen und dem Frosch. 69. Vom Löwen und dem Frosch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-90FD-C