Die dreiundfunfzigste Fabel.
Vom alten Man, der den Tot fordert.
Als ein alter man zu seim schaden
Im wald auf seinen rücken gladen
Von dorrem holz ein schwere last,
An eine wid zusamen gfaßt,
Wolts heim tragen ein langen weg,
Ward auf der reis ganz müd und treg,
Setzt sich nider auf einen stein
Und warf das holz an einen rein,
Und sprach: »Ich wolt, daß der tot kem
Und mich aus disem jamer nem!«
Saß lang und klagt sein leit so ser;
Der tot rauscht durch die hecken her,
Greulicher gstalt tet für im stan
Und sprach: »Was wiltu von mir han?«
Der alt erschrack und sprach zum tot:
»Die bürd mich ser geschwechet hot,
Daß ich mich drunder gar ergeben,
Die hilf mir auf die schultern heben.«
Wenn jemand ist in angst und leiden
Und kan dasselb unglück nit meiden,
So wünschet er im selb den tot,
Den er doch ja nit gerne hat.
[51]Ja, wenn ern sehe heimlich herschleichen,
Solt er sich wol für im verkriechen;
Denn also lieb ist uns das leben,
Daß einr solt alle welt drumb geben.