Die einundsiebzigste Fabel.
Vom jungen Gesellen und einer Schwalben.
Ein jüngling het im wein und fraß
Verbraßt, verschlemmet alles das,
Was im sein eltern glaßen nach;
Zuletst het nur ein mantel noch.
Ongfer ein schwalben het vernomen,
Sprach: »Nun wird bald der sommer komen!«
Verzehrt den mantel auch im wein
Und meint, es solt nun sommer sein.
[65]Da kam ein frost und tiefer schnee:
Für großer kelte ward im we,
Und war erfroren mer denn halb.
Fand ligen eine tote schwalb;
Er sprach: »Jetzt müt mich nit mein schad,
Weil die auch iren lon jetzt hat.«
Ein einig schwalb macht keinen sommer;
Ein bißen brot stillt nit den kummer.
Ein jeglich ding hat sein bescheit,
Wenn es geschicht zu rechter zeit.