Die achtzigste Fabel.
Von der Wespen und Wachteln.
Als ein wespe und wachtel gro
Ausflohen mit einander do
In einem dorren sommer heiß,
Daß eim jeden ausbrach der schweiß,
Zu einem bauren solcher gstalt,
Daß er aus seinem brunnen kalt
Jedem ein waßertrunk wolt geben,
Vor durst köntens nit lenger leben.
Die wachtel sprach: »Gibstu uns das,
Sol dir der wein geraten baß!«
Die hornus sprach: »So wil ich fliegen
Umb den garten, daß nit die ziegen
Tun schaden, oder sonst ein ber;
Tag, nacht wil ich fliehen umbher.«
Da sprach der baur: »Wer leichtlich glaubt
Die ding, damit er nicht begabt,
Der leugt oft, wenn er nicht geleist.
Ich hab zwen starker ochsen feißt,
Die globen nichts und tun doch vil;
Den ich mein waßer geben wil.
[74]Frag nit nach solchen losen boßen:
Mein brunn bleibt wol vor euch beschloßen.«
Wer sich legt auf die faule seiten,
Wil sich neren von andern leuten,
Dem schadts nit, daß sein anschlag feilt,
Und nit all zeit wird mitgeteilt.