[41] An Benjamin Buwingkhausen von Walmerode

Die erste strophe.

Wach auf, du mein geist, es ist zeit,
dich allzeit dankbar zu bezeugen;
dan es ist eine schand zu schweigen,
wan die notdurft die red gebeut.
O Buwingkhausen, dessen gunst
kan mich von manchen sorgen freien,
verachte nicht die neue kunst,
so die neun schwestern mir verleihen,
Sondern hör, mit wie süßem klang
auf noch niemal berührten saiten
ich dein lob durch ein lobgesang
will in der weiten welt ausspreiten.
Antistrophe.

Ob wol der leuchtend klare got
die zweig, stets grün und frisch belaubet,
zu brechen allen gern erlaubet,
die, kühn, nichts fragen nach dem tod,
Hat doch ein jeder den verstand
nicht, das stetswährend trum zu finden,
damit er mög mit werter hand
den unverwelklichen kranz binden.
Nein, sehr gering ist die anzahl
(darunder ich verhoff zu bleiben)
die einen namen in den saal
der ewigkeit recht könden schreiben.
[42] Epod.

Deinen namen nu so groß
und dein lob so hoch erhaben
will ich mit einem geschoß
tief in die gedächtnus graben:
Und wan ja der Musen kunst
nicht gar eitel und umsunst,
soll nicht weniger auf erden
dein preis und dein ehr und zier,
dan ich begehr, daß von dir
meine vers, geliebet werden.
Die zweite strophe.

Gleich wie ein kaufman, dessen sin
nach anders nichts dan reichtum trachtet,
daß müh und arbeit er verachtet,
verblindet ganz durch den gewin,
Wan er nach vil sorg und gefahr
kan den gewünschten hafen grüßen
und numehr mit reich fremder waar
des geizes groben hunger büßen,
Da in der kleinoten unzahl
sich sein gemüt und aug bewegen,
daß er nicht weiß, arm in der wahl,
was er soll nemen, was weglegen:
Antistrophe.

Also wan meine schuldigkeit
mich, sinnreich, treibet zu erdichten,
was für ein werk dir aufzurichten,
das doch der jahren fräßigkeit
Mög prächtiglich mit der warheit
stets unverältlich widerstehen,
macht deiner tugenden klarheit
mit wunder mein gesicht vergehen;
Und jemehr ich bedenke mich,
was lobs ich erstlich an soll wenden,
je weniger weiß, forchtsam, ich,
wa anzufangen, wa zu enden.
[43] Epod.

Kont es nur ein vortheil sein
der welt seinen alten stamen
zu erzählen, dessen schein
schöner machet unsern namen:
Zweiflet jemand, daß mit recht
sich dein trefliches geschlecht
seinen ursprung zu beweisen,
ab dem löblichen geblüt,
weisen und starken gemüt
deiner anherren zu preisen?
Die dritte strophe.

Doch seiner eignen tugend prob
aus seiner väter grab zu ziehen,
muß sich derjenig nur bemühen,
in dessen seel kein eigen lob;
Nicht du, der du ganz dankbarlich
hast von des himmels hand empfangen
was immer von got würdiglich
verdienst und tugend kan erlangen;
Nicht du, der niemanden den lohn,
so er verdienet, wilt verneinen,
begehrest, klar gnug, wie der mon
mit falsch geborgtem glanz zu scheinen.
Antistrophe.

Wan die misgunst, das arge thier,
das jedermans gerücht verletzet
auf dich nur sein gesicht, bleich, setzet
und dich erfindet so voll zier,
Muß es mit zitterender seel,
zwar wider willen, bald gestehen,
daß es so pur von allem fehl
als dich kan keinen andern sehen:
Ja, sein vergiftet weiter rach
wird schier mit rein gemachter zungen
[44]
dein leben mit, ihm fremder, sprach
zu loben, mit verdruß gezwungen.
Epod.

Ja in welches ferne land
kan ein mensch sich wol vergehen,
da er nicht mög deiner hand
und deines haupts werk verstehen?
Taub ist der, dessen gehör
die weitfliegend laute mär
deiner weisheit nicht vernommen;
und wer da will höflichkeit,
freindlichkeit und zierlichkeit
sehen, der muß zu dir kommen.
Die vierte strophe.

Wie oft hat dich dein vatterland,
wan du von meinen großen prinzen
in vil ferrligende provinzen
lobwürdig warest ausgesandt,
Zumal voll traurigkeit und freid
mit heil, glückwünschung, gruß geehret!
weil dein abwesenheit sein leid
und seinen nutzen auch vermehret.
Weil deines munds wolredenheit
kan an dich lieblich ohn bemühen
der helden herzen und hochheit
und die seel durch die ohren ziehen.
Antistrophe.

Gleichwie der Thetis starker sohn
die kämpf und ritterspil geliebet
und täglich sich darin geübet,
stets trachtend nach der ehrenkron:
Als wolgeschickt zu rechter zeit
zu danzen, ringen und turnieren,
als unvergleichlich in dem streit
und von dem feind zu triumfieren:
[45]
Also hat deiner wafen glanz
in schimpf den sig oft weggeführet
und schweißig auch den lorberkranz
in ernst mit deinem haupt gezieret.
Epod.

Aber der zeit flucht so schnell
solt mir eh, dan die red, fehlen;
so ist auch dein nam so hell,
daß ihn gar nichts kan verhehlen;
Und der worten überfluß
ist gemeinglich voll verdruß.
darum will ich nu beschließen,
damit nicht, was ich gern wolt
das dir wolgefallen solt,
möchte dich villeicht verdrießen.
Die letzte strophe.

Der zweck, den ich mir hie fürnem,
darnach begirichlich zu zilen,
ist allein, daß ich wünsch zu fühlen,
daß diese gab dir angenehm.
Darum erkennend dieses glück,
so kom du, solches zu bewahren,
und laß mir einen freudenblick,
wie dein lob ich dir, widerfahren;
Wan aber, was ich dir hie bring,
nicht dein verlangen solt erfüllen,
gedenk, daß keine gab gering,
wan sie geschicht mit reichem willen.
Antistrophe.

Also wöll aller götter gnad
dir neue güter stets bereiten
und, frölich, deinen gang beleiten
ohn strauchlung durch der tugend pfad:
Also soll dein nam, lob und ehr
von tag zu tag lobreicher blühen,
[46]
also soll das glück mehr und mehr,
dem neid zu trutz, dich herfür ziehen;
Und also ob des unglücks list,
damit die hohe oft geschlagen,
hab sich dein haus zu keiner frist
zu förchten, minder zu beklagen.
Epod.

Und wan die glückseligkeit
dich so hoch auch solt erhöhen,
daß man dich in herrlichkeit
unverbesserlich kont sehen;
So sag ich doch dises frei,
wie groß deine wolfart sei,
daß sie meinem wunsch muß weichen,
und daß dein ruhm, preis, noch ehr
(wie hoch immer) nimmermehr
deinem verdienst zu vergleichen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Weckherlin, Georg Rodolf. Gedichte. Gedichte. An Benjamin Buwingkhausen von Walmerode. An Benjamin Buwingkhausen von Walmerode. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9318-7