Herüber zog eine schwarze Nacht

Herüber zog eine schwarze Nacht.
Die Föhren rauschten im Sturme;
Es hat das Wetter wild zerkracht
Die Kirche mit ihrem Turme.
Zerschmettert das Kreuz, zerdrückt der Altar,
Zermalmt das Gebein in den Särgen –
Die gotischen Bögen wälzen sich
Donnernd hinab von den Bergen.
Zum Dorfe stürzt sich Turm und Chor
Als wie zu einem Grabe –
Da fährt entsetzt vom Lager empor
Und spricht zur Mutter der Knabe:
»Ach Mutter, mir träumte ein Traum so schwer,
Das hat den Schlaf mir verdorben.
Ach Mutter, mir träumte, soeben wär
Der liebe Herrgott gestorben.«

Notizen
Erstdruck in: Album. Herausgegeben von H. Püttmann, Borna 1847.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Weerth, Georg. Herüber zog eine schwarze Nacht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9712-6