11. An eben dieselbige als sie ihren Namens-Tag begieng

1.
Wie schön hat doch der Sonnen-Liecht
Zu scheinen angefangen,
Wie lässt sie ihr Gesicht
In lauter neuen Stralen prangen!
Ach dieses gilt gewiß
Der allerschönsten Margaris.
[37] 2.
Denn ihr beliebter Namens-Schein
Bricht nun mit gutem Glücke
Bey unsern Linden ein,
Und gibt uns solche Blicke,
Bezeugt uns auch gewiß,
Sie sey die schönste Margaris.
3.
Drum werd ich auch nit unrecht thun,
Wann ich mich auch ergetze,
Und meine Feder nun
Mit ihrem Tugend-Lobe netze,
Weil ich in meinem Sinn
Ihr sonsten hoch verpflichtet bin.
4.
Ich habe meine Lust an ihr
Und rühme sie vor vielen,
Wenn ich der Tugend Zier
Seh auß der zarten Schönheit spielen,
Und wenn die Freundlichkeit
Die süsse Reitzungs-Macht verneut.
5.
Wie hab ich manche liebe Zeit
Vorüber lassen schweben,
Seit die Gelegenheit
In ihrer Gegenwart zu leben,
Mich bey der Linden-Stadt
Mehr als zu wohl ergetzet hat.
6.
Derhalben weil ihr Namens-Licht
So frölich ist erschienen,
Erkühnt sich meine Pflicht
Sie gegenwärtig zu bedienen,
Und wo ich das nicht kan,
So nehme sie den Willen an.
7.
Der Himmel sey ihr ferner gut,
Und gebe sein Gedeyen
Zu allem was sie thut,
So werd ich gleichfals mich erfreuen
Und werd ohn allen Schein
Ihr auffzuwarten mühsam seyn.

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TextGrid Repository (2012). Weise, Christian. Gedichte. Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken. Überflüssiger Gedancken anders Dutzent. 11. An eben dieselbige als sie ihren Namens-Tag begieng. 11. An eben dieselbige als sie ihren Namens-Tag begieng. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9883-2