12. Der unglückselige Garten-Courtisan

Er.

Mein Kind so treff ich sie
In diesem Garten an?
Sie.

Ach daß er doch die Müh
Um mich nicht lassen kan
Er.

Ich habe sie gesucht,
Und habe sie gefunden.
Sie.

Dadurch ist mir die Frucht
Der Einsamkeit verschwunden.
Er.

Sie gönne mir die Lust
Und lasse mich hinein.
Sie.

Dem Herren ists bewust
Ich muß alleine seyn.
Er.

Mein Kind wie ist sie doch
So sauer und vermessen.
Sie.

Mein Herr ich habe noch
Kein Honig-Bämmgen gessen.
Er.

Behält sie ihren Sinn
Wie sie allzeit gethan.
Sie.

So geh er immer hin,
Wenn ers nicht leiden kan.
Er.

Ach was vor Stiche gibt
Sie meinem frommen Hertzen.
Sie.

In Warheit es beliebt
[54]
Demselben so zu schertzen.
Er.

Ich stelle mich jo gar
Zu ihren Diensten ein.
Sie.

Der Diener wird fürwar
Vor mich zu köstlich seyn.
Er.

Ich wünsch in ihrer Pflicht
Zu leben und zu sterben.
Sie.

Ach nein ich laß ihn nicht
So liederlich verderben.
Er.

Wenn dieses möglich wär
So dörfft ich zu ihr hin.
Sie.

Er höre wieder her,
Wann ich nicht haussen bin.
Er.

Ein schönes Mädgen soll
So strenge nicht verfahren.
Sie.

Den Athen möcht er wol
Zu einer Suppe sparen.
Er.

So darff ich nicht zu ihr
Mein Kind was mach ich nun.
Sie.

Botz tausend kan er mir
Sonst keinen Possen thun.
Er.

Ein schönes Angesicht
Werd ich fürwahr nicht hassen.
Sie.

Mein Blut! er kan doch nicht
Die Complementen lassen.
Er.

Sie ist ja roht und weiß
Mit Rosen umgestreut.
Sie.

Gewiß er hat den Preiß
Der höchsten Höfflichkeit.
Er.

Doch fühl ich meine Qual
Und wünsche kaum zu leben.
Sie.

Er sag es noch einmahl,
Das war recht wohl gegeben.
Er.

Ich sag es noch einmahl,
Wie ist sie nun gesinnt?
Sie.

Fürwar das steht gar kahl,
Ist er ein Pfaffen-Kind?
Er.

Es ist ihr steter Brauch,
Sie treibet ihr Gehöne.
[55] Sie.

Hat seine Mutter auch
Mehr solche kluge Söhne?
Er.

Was hilffts, ich ehre sie,
Und wann sie eisern wär.
Sie.

Drum war mir heute früh
Das Hertze noch so schwer.
Er.

Ich lauff und bin doch matt,
Ich brenn, und wil mich wärmen.
Sie.

Wer keine Bienen hat
Muß freylich selber schwärmen.
Er.

Nun meine Seele soll
In ihrer Seele ruhn.
Sie.

Mein Herr, es wirds ihm wol
Ein ander Höltzgen thun.
Er.

Fürwar ich bleibe da,
Daß ich sie nicht verliere.
Sie.

Ach! er gewehne ja
Das Maul zu andern Biere.
Er.

Jedoch sie lasse mich
Nicht vor der Thüre stehn.
Sie.

Mein was bemüht er sich,
Ich muß nach Hause gehn.
Er.

Nun so behalte sie
Auch ihre stoltze Weise.
Sie.

Er schone seiner Knie,
Viel Glücks auff seine Reise.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Weise, Christian. Gedichte. Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken. Überflüssiger Gedancken drittes Dutzent. 12. Der unglückselige Garten-Courtisan. 12. Der unglückselige Garten-Courtisan. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9932-0