42. An die Ruhm-begierge Chloe

Willst du, dass ich dich rühmen soll,
So deute meine Meinung woll;
Tiefsinnig bin ich nicht; meist schreib' ich ungefehr,
Und denck' in dem ich rühm', auf keine Heucheley:
From bist du, wie ein stilles Meer, 1
Und wie ein guter Wind, getreu.

Fußnoten

1 From bist du, wie ein stilles Meer. Dieses scheinet ein feiner Ruhm, so lange man sich an den blossen Buchstab hält; so bald man aber der Sache ein wenignachdenckt, so verändert sich der Wind, und einSturm folgt der Stille. Intelligitur enim quod non dicitur. Quint. 1. 6. c. 3. Man wird in gewissen Gelegenheiten verstanden, ob man gleich nicht allemahl so Deutsch, und so frey von dem Mund spricht, als jenerPoete; welcher weil ihm von einer gewissen schönen Frauens-Person kein Friede gelassen ward, biss er sieder Sonnen verglichen; endlich aus Ungeduld in die Verse herausbrach:

Weil du der Sonnen wilst mit Macht verglichen sein,

So mach' ichs kurtz und gut: Du bist, wie sie, gemein.

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TextGrid Repository (2012). Wernicke, Christian. Gedichte. Überschrifften in zehn Büchern. Der Uberschriffte sechstes Buch. 42. An die Ruhm-begierge Chloe. 42. An die Ruhm-begierge Chloe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-A0F2-3