Land-Tag, welchen die Königin Eva denen sämtlichen Weibern zum Trost zu Frauenstadt, auf Sanct Silvesters-Tag gehalten

Jüngst lag der Weiber Schaar fast wie in letzten Zügen,
Den Herzen war sonst nichts als Angst und Quaal bewust,
Kein Mannsvolk wolte sie nach ihrem Wunsch vergnügen,
Drum riefen sie: Wer hilft, wer tröstet unsre Brust?
Kaum war dieß Klag-Geschrey vor Evens Thron gekommen;
So sah sie schon die Noth der armen Töchter ein,
Sie sprach: Ich habe, mir was edles vorgenommen,
Das wird den Weibern auch recht herzerfreulich seyn.
Ich will nur einen Tag zum Landtag feste setzen,
Da geb ich meinem Volk Erlaubnis, daß ihr Mund
Mag klagen, was die Lust und Freude kan verletzen,
Und was sonst ihre Seel und ihre Brust verwundt.
Mich jammern warlich sehr die Klagen meiner Kinder,
Drum denke ich bey mir, wie ich nur helfen mag,
Ich weis, mein Land-Tag macht auch ihren Schmerz gelinder.
Er sey zu Frauenstadt auf Sanct Silvesters Tag!
Am Tage, wo mein Volk als Oberhaupt regieret,
Und wo die Herrschafts-Last auf ihren Schultern liegt,
Wo jede ihren Mann nach Willen juberniret,
Und dann aufs Jahr hindurch den Scepter überkriegt.
Drauf liessen sich alsbald geschwinde Läufer sehen;
Sie strichen durch die Welt nach Süd, Nord, Ost und West,
Und gaben Evens Wort den Weibern zu verstehen,
Ihr Mund rief allesamt zu dem beliebten Fest.
Wie frölich ward dadurch die Brust der armen Weiber!
Sie jauchzten: O ein Fest! das uns zufrieden stellt.
Sie sorgten alsobald vor ihre Kost und Leiber,
Vors Fest- und Reise-Kleid, wie auch vors Reise-Geld;
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Da muste jeder Mann sich brav bezwacken lassen,
Hier nahm Gewalt und List und Schmeicheln überhand.
Ein jeder mußte sich auch wider Willen fassen,
Denn jetzo galt kein Wort, noch sonst ein Widerstand.
Drauf gieng die Reise fort. Es zog aus allen Reichen.
Das edle Frauen-Volk nach Frauenstadt hinzu.
Hierbey entstund ein Streit, und war nicht zu vergleichen,
Der harte Zank benahm die oft gesuchte Ruh.
Denn jede liesse sich auf diesem Fest bedünken,
Der Vorzug käm ihr zu; sie gäbe keiner nach.
Es hätte manche fast in Ohnmacht mögen sinken,
Da vielen Grimm und Zorn aus Wort und Mienen brach.
Die Königin gebot nachdrücklich Ruh und Friede,
Und sprach: seyd still, und bringt die Klagen gründlich für,
Ich bin des Uberlaufs und der Suppliquen müde,
Ich helfe, wo ich kan. Wohlan! so sagt es mir.
Sie fielen insgesamt der Königin zu Füssen,
Und legten ihren Dank vor diese Gnade dar,
Und sagten: welch ein Glück will unser Leid versüssen!
Jetzt wird, o Königin! dein Mitleid offenbar.
Wir sind sehr hoch erfreut, daß du dem Weiber-Orden
Ein Wort von ihrer Noth zu reden hast erlaubt.
Du weißt es freylich nicht, wie wir gequälet worden,
Und wie das Mannes-Volk uns henkermäßig schraubt.
Melinde brach alsbald mit untermischten Zähren,
Und tiefgeschöpften Ach! in diese Worte aus:
Ach! ich muß meinen Mann des Nachts gar oft entbehren,
Ein Buch gilt ihm weit mehr als meiner Seelen Haus.
Es gehet mancher Tag und manche Nacht vorüber,
Da er mich nicht einmahl an seinen Mund gedrückt:
Da ihm doch wohl bewust wie starck mein Liebes-Fieber,
Und meine Flamme ist; wie mich ein Kuß erquickt.
Inzwischen will er doch (er schwört bey allen Himmeln)
Nicht dulten, wenn ich den und jenen liebgewinn.
Ich möcht vor Herzeleid erblassen und verschimmeln,
Weil ich zugleich ein Weib und eine Jungfer bin.
Sie schwieg, Marunke sprach: Ich als ein Weib bey Jahren
Bin auch bey meinem Mann (der halb so jung) verhaßt,
Da ich doch viel gelernt und vieles schon erfahren;
Und weis, wie man erwirbt, und wie man auch verpaßt.
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Allein mein junger Schelm (ich mag ihn wohl so heisen)
Folgt meiner Lehre nicht; er nimmt mein Wort nicht an,
Er spricht, ich will dir was davor zum Danke weisen,
Daß dir zum Spiegel wohl nicht übel dienen kan.
Daselbst beschaue nur erst deine Falten-Stirne,
Denn eine Runzel geht wohl neunzigmahl herum.
Er siehet alle Tag nach einer jungen Dirne.
So kehret sich mein Glück und mein Vergnügen um.
Er sah, da er mich nahm, nur auf die schönen Gelder,
Die meiner Hände Paar ihm überliefert hat;
Jetzt, da er fester sitzt, hat Wiesen, Aecker, Felder,
So ist er meiner Treu und meiner Liebe satt.
Er spricht: Mein Weib macht mir nur zwey gewünschte Tage,
Den ersten, da sie mir der Priester übergab,
Den andern, da ich ihr, Fahr wohl! beym Sterben sage,
Und überlasse ihr das längst-gewünschte Grab.
Dann meint er wiederum ein junges Weib zu kriegen,
Er spitzt sich warlich schon auf diesen Zeitvertreib.
Ich aber leb indeß in stetem Mißvergnügen,
Und bin ein sehr geplagt und hochbetrübtes Weib.
Lorette fiel ihr drein und sprach: Zehntausend Thaler
Bracht ich dort meinem Mann zu einem Heyraths-Gut:
Jetzt aber prangt darmit mein ehrvergeßner Prahler;
Es fehlt nicht viel, daß er mein Capital verthut.
Sag ich ein Wort darzu, und spreche, mein Vermögen
Hat dich, du Bettel-Kerl, zu einem Mann gemacht;
So sieht er scheel darzu, und drohet mir mit Schlägen,
Und ist auf einen Gruß durch seinen Stab bedacht.
Drauf klagte Rosilis: Mein Mann hält mich stets übel,
Er wirft mir immerdar mein schlecht Vermögen für,
Und spricht, dein Mitgift war ein Kleid und eine Biebel,
Ja er verachtet mich gleichwie das ärmste Thier.
Roschelle schrie voll Zorn: Mein Mann geht mit Bellminen
Aufs allerzärtlichste und auf das freyste um,
Er macht ihr liebliche und angenehme Mienen,
Und denkt, ich merk es nicht, ich wäre viel zu dum.
Ach Eva! solte ich mich dieserhalb nicht kräncken?
Nur mir allein gehört ein Anmuths-voller Blick.
Ja freylich kan ich hier nichts gutes bey mir denken.
Wer aber nimmt die Schmach, die Furcht und Angst zurück?
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Die Lauris klagte auch mit untermischten Weinen:
Es machet mir mein Mann nur Gram und vielVerdruß,
Er pflegt bey Ruferis fast täglich zu erscheinen,
Ach! diese nimmt und raubt den mir gehörgen Kuß.
Ich muß so manche Nacht im Bett alleine schlaffen:
Er aber bringt mit ihr vergnügt die Nächte zu.
Es geht mein Jäger aus sich fremdes Wild zu schaffen,
Drum weis ich nicht, was ich vor Jammer red und thu.
Hermine fiel ins Wort: Mein Mann verhöhnt mich immer,
Und spricht, ich wär ein Weib nach schöner Pfauen-Art;
Ich wär ein Hoffarts-Narr und stolzes Frauenzimmer;
Mein Aufputz hätte sich mit ihrer Tracht gepaart.
Jedoch er ist hierbey ein rechter Narr zu schelten,
Indem mein Endzweck ist, daß es nur heissen soll:
Seht dieß galante Weib! ein solches findt man selten!
Dieß brächt ihm Ehre ein; allein er ist recht toll.
Melin sprach: Da mein Herz sich nicht nach Putze sehnet,
So schimpfet mich mein Mann, und spricht: du faule Frau!
Ach! meine Demuth wird verlästert und verhöhnet!
Wie kan es anders seyn die Liebe wird ganz lau.
Melin schwieg hier vor Noth. Rodurlis sprach mit Jammer:
Ich bin von hohem Stand, weit höher als mein Mann,
Durch mich und mein Geschlecht kam er zur Königs-Cammer,
Wie jederman davon ein Zeugniß geben kan.
Er freyte mich, damit er einen Dienst bekäme;
Nun aber liebet er Marillen, meine Magd,
Die er mit größrer Lust als mich zu Bette nähme.
Dieß sey dir Königin! an diesem Tag geklagt!
Die Adalanta rief: o Königin! ich ware
Nicht meines Mannes Stam, Geburt und Stande gleich:
Nun/ da die Liebe kalt und gleichsam auf der Bahre;
So ist zugleich sein Mund von Schmach und Spotten reich.
Er spricht, ich müßte mich zu seinen Füssen biegen;
Ich müste alles thun, was seine Zunge spricht.
Sag ich, du soltest ehr das Gallen-Fieber kriegen!
Denn was du haben wilst, das thu ich warlich nicht;
Da solte man die Lust, den Kampf, das Beisen sehen!
Ja! wenn ich Sclavin wär; so küßt ich ihm den Fuß:
So aber bin ich Frau, drum wird es nicht geschehen,
Drum führet unsre Eh nur Schelten und Verdruß.
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Albinis klagete: Ob ich gleich Schönheit habe,
So geht mein Ritter doch aufs Capern täglich aus:
Mein Ehstand ist so schlecht, daß ich mich wenig labe,
Und Wermuth blühet mir vor Rosen in dem Haus.
Bellmine fuhre fort: Ich bin nicht schön erschaffen,
Drum hasset mich mein Mann, und spricht, du Murmelthier!
Vergleicht mich alle Tag den Teufeln und den Affen,
Und wirft, wer weis es was, stets meinen Mängeln für.
Wer Henker hiese ihm vorzeiten bey mir naschen?
Geld deckt der Narben Zahl und Sommer-Sprossen zu;
Geld kan die Mohren doch schnee-weis und sauber waschen,
Und alle Küh sind schwarz bey später Abend-Ruh.
Die Cytheride sprach: Dir ist ja nicht verborgen,
Daß uns die Sparsamkeit mit angebohren ist,
Und wie wir jederzeit vor das Erhalten sorgen,
Damit der Mangel nicht, so Herz und Seele frißt.
Ich lasse weder Bier noch Wein im Hause sehen,
Denn beydes stürmt, bethört und schwächt den klügsten Sinn,
Den Meinen muß die Lust zum Thee, Caffee vergehen,
Weil ich des Mammons Herr und Gubernantin bin.
Ein delicater Tisch ist nicht bey mir zu hoffen,
Ich speise Mann und Kind, nach Nothdurft, nicht zur Lust:
Man hat Betrunkene nie bey mir angetroffen,
Und keinem Magen ist die Uberlast bewust.
Ich weis, daß Mäßigkeit selbst von dem Himmel stammet,
Und eine Säule ist vom wahren Christenthum:
Dieweil sie nun mein Herz und Seele angeflammet,
So üb ich sie auch aus. (Dieß meld ich ohne Ruhm.)
Und darum lehr ich stets, es sey von Gott gebothen,
Daß man die Mäßigkeit im Leben lieben soll:
Sie giebt gesunden Leib, und treibt nicht leicht zum Todten,
Sie macht die Geister reich, den Sinn zum Dichten voll.
Allein mein Mann besitzt fast ganz verblendte Sinnen,
Weil er die Sparsamkeit vor Geitz und Laster hält:
Und was noch mehr? er will Verläumdung liebgewinnen,
Das mir am wenigsten beliebet und gefällt.
Er spricht: du geitzges Weib! ich will zum Priester eilen
Und sagen, daß du dich am Predig Amt vergreifst:
Die Priester müssen nur ein Wort der Lehr ertheilen,
Da du doch unser Haus mit Lehren überhäufst.
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Zum Doctor geht er auch, wie auch zum Apothecker,
Und schwärzt mich ebenfalß auf solche Weise ein.
Ich wolte, daß er wär mit jenen Gricken-Göcker.
Wo die Verläumder Schaar und nassen Brüder seyn!
Sie schwieg, drauf ließ sich auch Amalianda hören,
Sie sprach, ich pflege mich und meinen muntern Leib;
Gesellschaft, Scherz und Spiel und Tanzen will ich ehren,
Es ist die Lust der Welt mein Wunsch und Zeitvertreib.
Da spricht mein Mann zu mir, du bist von den Verschwendern.
Er schließt mir zum Verdruß das Geld und Pfänder ein.
Hilf Himmel! ach! wer wird doch diese Zeiten ändern?
Ach! laß o Königin! den Tag mein Retter seyn!
Drauf sagte Orsiba mit wehmuthsvollen Mienen:
Es wirft mir stets mein Mann das Küchen-Schürzgen für:
Und spricht: Es legt sich an wie Honig von den Bienen,
Der Anblick machte nur zum Vomitiv Begier.
Der Mann versteht es nicht wie ich auf Nützen dencke,
Denn erstlich weich ich es bey andrer Wäsche ein;
Damit sich nicht mein Geist um scharfe Seife kräncke,
Denn dessen Fettigkeit wird schon hinlänglich seyn.
Zum andern, wenn ich Kohl und Zugemiesse koche;
So schab ich etwas ab, und leg es mit im Topf;
Das schmelzt! ich brauch nicht viel von Butter in der Woche;
Zudem, so heilt es auch die Schäden auf dem Kopf.
Es klagte Perlemuth: Mein Mann verhöhnt mich immer,
Spricht, meine Freundlichkeit lies öfters zu gemein.
Wie? wird das Mannes-Volk doch alle Tage schlimmer!
Die Männer bilden sich wer weis was grosses ein.
Clorinde fiel ihr drein, und sprach, Minervens Brüste,
Sind meine Speiß und Lust von meiner Jugend an;
Hingegen wünscht mein Mann daß ich nichts bessers wüste,
Als was dem Frauen-Volk zum Haushalt dienen kan.
Er meint kein Weibesbild dörft in den Büchern lesen,
Nur Männern käm allein Verstand und Weisheit zu,
Es wär ein abgeschmackt und naseweises Wesen,
Wenn eines Weibes-Hand auf klugen Schrifften ruh.
Zwirn, Nadel, Flachs und Heerd wär uns nur übergeben;
Nicht aber Kiel und Buch/ und wüsten wir nur dem
Zu unsrer Männer Nutz gebührend nachzuleben,
So wären wir gelehrt und ihnen angenehm.
[505]
Zahara folgte ihr, und sprach: Beherzte Geister
Erwehlen jederzeit in mir den Aufenthalt:
Ein unverzagter Muth ist meiner Sinnen Meister,
Ein Unfall macht mich nicht so leichtlich ungestalt.
Dergleichen aber will mein blöder Mann nicht leiden,
Er spricht, es ließ zu frech; es schiene desparat;
Es dürfte sich kein Weib von Mäuselöchern scheiden.
Bedenk, o Königin! des Mannes Frevelthat!
Banise klagte auch: Mein Mann läßt sich bedünken,
Er müßte Ober-Herr im ganzen Hause seyn,
Ich solte Ehrfurchts-voll vor ihme niedersinken;
Er bildet sich daher nicht was geringes ein.
Es ist gar nicht erlaubt, daß Männer nur regieren.
Daß Amt und Richter-Stul denselben erblich sind;
Wir wissen dieß und das sehr klüglich auszführen,
Wir haben Witz genug und sind mit nichten blind.
Ach! unsre Männer sind gar öfters wie die Kinder,
Ja wie die Narren selbst. Es fehlt Vernunft und Geist,
Sie sind so blöd und dumm wie unser Vieh und Rinder,
Und glauben es doch nicht, wenn mans gleich zeigt und weißt.
Ums Predgen wollen wir nicht mit den Männern streiten;
Nicht ums Collegium; nicht um die Richters-Macht:
Denn dieses kan dem Leib nur Schwachheit zubereiten,
Wird uns die Herrschaft nur im Hause zugedacht.
Larine sprach: Ich weyh der Demuth meine Glieder,
Und bleibe meinem Mann als Herrn stets unterthan:
Und doch verhöhnt er mich und singet spöttsche Lieder,
Und blicket mich als wie die ärmste Sclavin an.
Baschlart hub an: Mein Mann spricht, ich partirte,
Und schickte Wein und Bier/ Brod, Mehl zum Hause naus,
Wenn er im Garten wär und etwas meditirte;
So lief ein Trödel-Weib bald ein, bald wieder aus.
Drauf schrie Leonide: Es sagt in seinen Sprüchen
Der König Salomo, der Wein erfreut das Herz.
Das Wort vollziehe ich in Gärten, Stuben, Küchen,
Und dadurch treibe ich das Trauren hinterwerts.
Allein mein loser Mann gesegnet mir mein Schlückgen
Mit Mißgunst, Hagel, Blitz und mit dem Donner-Keil,
Und spricht: der Hencker hohl das Geld aus deinen Fickgen!
Wo nicht, so schlag ich dich mit Stricken, Stock und Beil.
[506]
Die Phillis klagte auch: Es liebt mein Mann das Lästern,
Und spricht, es machte mich der Zorn zur Teufels-Braut;
Megära wär mir gleich nebst ihren andern Schwestern,
Ich wär auf Sattans Feld das allerbeste Kraut.
Will ich mich nur etwas mit Kind und Mägden keifen;
So muß ich bald ein Blitz, und bald ein Donner seyn;
Und will ich nach Gebrauch und Noth zum Prügel greifen,
So heist es: Höret doch! das Wetter schlaget ein!
Rosette sprach: Mein Mann heist mich nur Einfalts-Pinsel,
Es frör mir auch der Mund in Hundes-Tagen zu,
Ich schickte mich ganz wohl zur unbewohnten Insul,
Ich wär so dumm und stumm als unsers Nachbars Kuh.
Hier sprach Amasia: Ich liebe sonst das Scherzen;
Beschreibe dieß und das nach Art und nach Natur:
Da schläget mich mein Mann und macht mir viele Schmerzen,
Und nennet mich ein Schwein und garstge Creatur.
Will mich deßwegen nicht auf Ehren-Feste nehmen,
Hält mich vom Zuspruch ab, und lässet mich allein:
Und spricht, er müßte sich nur meinethalben schämen,
Gleich muß ein Scherz und Spaß die gröbste Zote seyn,
Clarine sprach: mein Mann schilt mein Spatziren gehen,
Und sagt, ich macht ihn arm, den Schuster aber reich,
Der Glaser könnt durch mich auch seinen Vortheil sehen,
Ich bräche Holtz und Bley beständig mürb und weich.
Drauf klagte Solima ihr grosses Mißvergnügen,
Und sprach: Es spricht mein Mann, ich küßte ihn gar nicht;
Ich könt das Vorzugs-Recht von hämschen Weibern kriegen;
Ich wär ein Sauertopf und ein verdunkelt Licht.
Filurda rief: Ich bin nicht karg mit meinen Schätzen,
Dem Nächsten theil ich was von meiner Liebe mit:
Um dieserwegen will mein Mann das Rach-Schwerd wetzen,
Es fehlt nicht viel daß er mich mit den Füssen trit.
Ach nimm dem Argus Weg! und steure seinen Willen,
Und sieh o Königin! auf meine grosse Noth.
Du wollest meine Bitt an diesem Tag erfüllen;
So wird mein blaß Gesicht vor Herzens-Freude roth.
Ihr habt doch gegen mir noch ziemlich gute Wochen,
So sprach Enimia, ihr habt ja Brod und Bier,
Und alle Tage was zu braten und zu kochen,
Und eure Köchin trägt euch was zur Speise für.
[507]
Ich aber habe nicht dergleichen in dem Hause,
Mein Mann, das Murmelthier sorgt nicht vors mindeste:
Er gehet alle Tag zum Trincken und zum Schmause,
Und suchet seine Lust beym Wein, bey Spiel und Thee.
Ich aber muß zu Haus mit meinen Kindern sitzen,
Und habe nicht einmahl das liebe trockne Brod.
Die Thränen müssen mir stat eines Labsals nützen,
Kein Holz, kein Bier ist da: ich habe nichts als Noth.
Hat nun der Mann das Geld vertruncken und verspielet,
Kommt von Vernunft und Geld entblößet in das Haus;
So weis ich was mein Herz vor herbe Püffe fühlet,
Die Thränen preßt er mir alsdenn noch stärker aus.
Er reisset, schlägt und wirft mir alles übern Haufen:
Und ruft. Wenn hohlet doch der Teufel meine Frau?
Ich kan kaum seiner Hand entspringen und entlaufen.
So machts mein Ungeheur! So sinkt mein Lebens-Bau!
Er meint, wenn er nicht schlägt und wie ein Löwe brüllet,
So hab er nicht regiert, und sich als Herr bezeigt.
Der Kinder Klag-Geschrey auch nicht sein Wüten stillet.
Erbarm dich meiner Noth, die mich zur Erde beugt!
Lessaris hube an: Die losen Männer sagen:
Es wär das Weibes-Volk das allerschlimmste Gut,
Was schlimmres könte man nicht zu verhandeln tragen.
Sprech ich: Wer heists euch denn, ihr Männer, daß ihrs thut?
Wer heist es euch, daß ihr nach unsern Waaren laufet?
Wer dringt euch unser Gut und unsre Waare auf?
Man sieht ja überall, wie ihr euch um uns raufet,
Dieß zeiget sich ja gnug in eurem Lebens-Lauf.
Hört! wer uns keinen Nutz und Vortheil denkt zu gönnen,
Der wandre nur beyzeit von unsern Laden fort.
Bey diesem Streite wird kein Mensch fast glauben können,
Was da vor Titel sind. Da fällt manch schimpflich Wort.
Petrulla fuhre fort: Mein Mann weiß nichts als Schmähen,
Er spricht, ich wär kein Mensch. Bedenke diesen Gift!
Die Männer wären nur als Menschen anzusehen.
Dieß ist ein Punct, der dich/ o Köngin! selbst betrift.
Sag ich: daß gleich und gleich sich meistentheils gesellet;
Ein Affe machet sich mit keinem Bär gemein:
Dieweil du dich denn nun zur mir vereint gestellet;
So muß ich folglich auch wie du ein Mensche seyn.
[508]
Die Eva kame ja aus ihres Adams Lenden;
Sein Ursprung aber kam vom Erden-Klumpen her:
Der Schöpfer baute sie mit seinen eignen Händen.
Wer ist nun mehr ein Mensch? Sag an! Sie, oder Er?
Die Eva aß das Fleisch; ihr Adam das Geringe:
Drum kommts, daß Männern noch der Kröbs im Halse steckt.
Bey dieser Antwort ist mein Mann nicht guter Dinge,
Der mich zur Dankbarkeit mit Lästerung bedeckt;
Er schlägt mich noch darzu, und fällt mir in die Haare,
Und ist aufs schrecklichste erzürnet und erboßt;
Da ich mit Schlüsseln, Stock und Besem nach ihm fahre;
Das beste krieg ich zwar; doch wehr ich mich getrost.
Hier rufte Eva laut: Ich habe gnug vernommen,
Ihr habt jetzt mein Gemüth und Brust betrübt gemacht:
Ihr Töchter! eure Noth ist mir ans Herze kommen,
Drum bin ich auch auf Trost und Linderung bedacht.
Jedoch es will das Recht zu keiner Zeit verstatten,
Daß man nur einen Theil mit seinen Klagen hört;
Es nimmt Gerechtigkeit den andern auch in Schatten,
Und merket auf das Wort, so er dargegen lehrt.
Ich aber will indeß auf eine Rache denken,
Der Männer Bosheit muß mit Ernst gestrafet seyn:
Den/ welcher Strafens werth, soll man am Baum erhenken,
Er sey reich oder arm, in Ansehn oder klein.
Deßwegen will ich bald noch einen Land-Tag halten,
Worzu das Mannesvolk nebst euch gefordert wird,
Da soll Gerechtigkeit in eurer Sache walten,
Damit sich euer Geist in Trauren nicht verwirrt.
Inzwischen will ich euch hold und gewogen bleiben,
Zum Zeichen meiner Gnad reich ich den Zepter dar.
Ihr aber solt indeß nichts widerwärtges treiben;
So wird denn euer Recht vor allen offenbar.
Die Weiber freuten sich, und fielen ihr zu Füssen,
Sie dankten vor die Gnad; gelobten heilig an,
Sie wolten ihr Gebot nicht aus den Herzen schliessen.
Sie neigten sich hierauf und giengen ihrer Bahn.
[509]

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