Auf eben dieses Begräbniß

Gleichfals in fremden Namen.


Kein Wort, kein Donnerknall ist so durchdringend stark;
Nichts ist so fürchterlich, und fährt durch Bein und Mark
Als da die höchste Macht im Paradieß gesprochen:
Dieweil ihr meinen Wort nicht eifrig nachgelebt,
Und meinem heilgen Sinn so gröblich wiederstrebt,
So wird auch euer Bau des Leibes einst zerbrochen.
O Schmerz, daß Leib und Seel so plötzlich scheiden muß!
Ach! daß ihr festes Band nach kurzer Zeit auf Erden,
Durch diesen Allmachts-Spruch und allzu festen Schluß
Ohn Ansehn der Person muß so zerissen werden!
Der Tod schießt seinen Pfeil auf grosse Fürsten loß,
Und wäre ihre Macht und Herrschaft noch so groß,
So kan doch seiner Faust kein einger wiederstreben.
Ein Reicher, der durchs Geld fast alles zwingen kan,
Wird doch o herber Schmerz! des Todes Unterthan,
Und muß ihm seinen Pracht auf ewig übergeben.
Es wird der Adelstand auch nicht von ihm verschont,
Gleichwie die Ritterschaft, die Stahl und Feind besieget,
Und unter Schweiß und Blut die Bosheit abgelohnt,
Auch vor der Todes-Hand und ihren Schlag erlieget.
Daß Helden sterblich sind, ist klar und ausgemacht.
Allein man hat gar oft die Frage vorgebracht:
Wo doch ein kühner Held, am glücklichsten verstirbet?
Ob es die Wahlstadt sey; ob er in ofnen Feld,
Wo Blut aus Wunden rinnt, wo Lager und Gezelt
Der Pulver Dampf durchzieht, ein süsses Glück erwirbet?
[197]
Wie? oder ob er nicht in Ruhe, ohne Schweiß
Und Pulver, Schwerd und Blut, auf einem weichen Bette
In seiner Freunde Arm von größren Glücke weiß?
Und einen schönern Ruhm, dadurch zu hoffen hätte?
Gustav Adolph der Löw und Held von Mitternacht
Hat diese hochgerühmt und sehr beglückt gemacht,
Die mit beherztem Muth auf Feld und Rasen sterben.
Die unter Blitz und Knall, durch Schuß und Hieb und Stahl
Getrost von hinnen gehn, und dieses Jammerthal
Die Ruh in jener Welt nach ihrem Kampf ererben.
Es ist ein grosser Ruhm vor Gottes heilge Ehr;
Und vor das Vaterland und vor des Fürsten Leben
Und Wohlfahrt, Muth und Blut, und was dergleichen mehr,
Im Feld und in der Schlacht großmüthig hinzugeben.
Wie rühmlich läßt es nicht, wenn ein beherzter Held
Mit ausgestrecktem Arm ganz blutig niederfällt,
Und röchlend auf dem Schoß der nassen Erde lieget.
Legt nicht die Tapferkeit ein rühmlich Zeugniß ab,
Wenn, ihr beherzter Sohn im Feld ein rothes Grab
Auch mitten in dem Streit von seinem Feinde krieget.
Die Wahlstatt, so von Blut als wie von Ehre raucht,
Kan eine Helden-Brust nicht anders als ergötzen.
(Hier wird das Sterbe-Kleid in Purpur eingetaucht.)
Und ist dem Schau-Gerüst der Fürsten gleich zu schätzen.
Ob gleich das Ehren-Bett die blutge Wahlstatt heist,
So wird das Kranken-Bett nichts minder hoch gepreist,
Und kan allhier ein Held beglückt die Welt verlassen.
Hier macht er sich mit Gott zu seiner Gruft bereit,
Bestellt ganz klug sein Haus, und lernt die Eitelkeit
Und jene reine Welt in die Gedanken fassen,
Er giebt den Seinigen wie Jacob dort die Hand,
Und kan sie kräftiglich ermahnen, warnen, lehren.
Er nimmt in stiller Ruh des Glaubens Unterpfand.
Wer wolte nicht den Tod dergleichen Helden ehren?
So sehr nun dieses Wort die Wahrheit in sich schließt,
So schmerzlich mir es doch jetzt zu vernehmen ist,
Dieweil mein liebster Freund den Satz durch sich beweiset.
Hier bricht mir fast das Herz, die Zunge wird mir schwach!
[198]
Und aus den Augen rinnt ein heiser Thrähnen Bach.
Ach! daß des Todes Hand dich gänzlich von mir reiset!
Ich habe dich wie mich und meine Seel geliebt.
Herr Schwager! du bist stets mein Jonathan gewesen.
Drum macht mich auch dein Tod bis in den Tod betrübt,
Man kan an mir den Schmerz aus Aug und Mienen lesen.
Ich weiß fast nicht wo ich vor Schmerz und Wehmuth bin;
Richt ich mein nasses Aug zu meiner Schwester hin,
So seh ich sie halb todt bey deinem Grabe liegen,
Die Freunde hat dein Tod zu hart, zu schwer gebeugt,
Dein Herzog, so sein Herz dir gnädig zugeneigt
Wünscht, wenn es möglich wär, dich auf das neu zu kriegen.
Die Ritterschaft beweint und netzt dein frühes Grab,
Dein Bischoffroda klagt mit ängstlichen Geberden,
Die Eltern seufzen scharf um ihres Alters Stab,
Und können fast durch nichts getröst, gestärket werden.
Dein Tod erschreckt mich zwar. Doch tröstet mich, daß du
Als ein beherzter Held, durch Streiten, doch in Ruh
Auf deinem Kranken-Bett, so ritterlich gesieget.
Du hast nach Helden Art gefochten und gekämpft,
Sünd, Teufel, Höll und Tod mit deinem Gott gedämpft,
So, daß sich ihre Macht vor deinen Glauben schmieget.
Drum muß dein Sterbe-Bett berühmt und glücklich seyn,
Die Wahlstatt war allhier mit viel Triumpf begleitet,
Du schliesst hier rühmlicher als auf der Wahlstatt ein.
Glückselig ist der Held, der so wie Kreutzburg streitet.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zäunemann, Sidonia Hedwig. Gedichte. Poetische Rosen in Knospen. Leichen-Gedichte. Auf eben dieses Begräbniß. Auf eben dieses Begräbniß. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AC8F-5