Das Hochfürstliche Geburths-Fest des Durchlauchtigsten Prinzens und Feld-Herrn Eugenii Herzogs von Savoyen, suchte mit einem Gedichte unterthänigst zu verehren,
Den 18. October 1735.
Die Ehrfurcht winkt; ihr Dichter eilt!
Ergreift die nettgestimmten Sayten;
Die euch Apollo mitgetheilt,
Den Ruhm der Helden auszubreiten.
Begebt euch an den Neckar-Strand,
Nehmt Laut und Flöten in die Hand,
Und spielt ein Lied im höhern Chore!
Ergötzt das Ufer mancherley!
Dringt mit so süsser Zauberey
Durch Schanzen, Gräben, Wall und Thore!
[375]
Kein Aeol treibt den Schall zurück,
Die Winde müssen sich verhüllen;
Der Zephyr gönnt euch dieses Glück,
Und lispelt seitwerts nur im Stillen.
Neptun erhebt sein nasses Haupt,
Und meint, es sey ihm nicht erlaubt,
Euch durch sein Brausen zu verstöhren.
Das Echo lauscht und freut sich schon,
Und will den Reitzungs-vollen Thon
Aus euren sanften Flöthen hören.
Drum rüstet euch, und seyd bemüht
Eugenens Thaten zu besingen!
Ihr könt durch solch ein Ehren-Lied
Euch bis zur Sternen-Bühne schwingen.
Sein Name hebt euch mit empor,
Und zieht euch aus dem Staub hervor,
Worein euch Haß und Neid gestürzet.
Stellt euch nur jetzt mit Ehrfurcht ein,
Eugen wird noch Mecänas seyn,
Der euer trübes Leid verkürzet.
Nehmt nur allein zur Vorschrift an,
Wovon die Wahrheit Zeugniß giebet;
Schreibt, was Eugenius gethan,
Der Volk und Land beschützt und liebet.
Besingt nur, was ihr seht und hört,
Ihr dürft nicht, da ihr Ihn verehrt,
Ein falsch-geschminktes Lob erdichten;
Hier findet ihr im Uberfluß,
Was man sonst ängstlich suchen muß,
Ein Ehren-Denkmaal aufzurichten.
[376]
Die dreymahl drey berühmte Zahl
Habt ihr nicht nöthig anzuschreyen,
Daß sie aus ihren Musen-Saal
Euch Nachdruck, Stof und Kraft verleyhen.
Verlaßt die Fabeln alter Zeit;
Eugen gibt gnug Gelegenheit
Den Griechen künstlich nachzuschreiben.
Und darum soll Eugen der Held,
Der seine Feinde schlägt und fällt,
Das Hauptwerk meiner Lieder bleiben.
Ich will mein schlechtes Sayten-Spiel
Zu euren Lorbeer-Reisern fügen;
Vieleicht erlang ich auch das Ziel,
Und kan dadurch den Neid besiegen,
Der Muth nimmt zu; der Geist erwacht,
Mich zwingt ein Trieb von höhrer Macht,
Eugenens Thaten einzuschauen.
Hier find ich was dem Geist gefällt,
Und kan mich an den tapfern Held
Und seinem Löwen-Muth erbauen.
Mein Feld-Herr! deiner Hoheit Glanz
Verblendet als ein Blitz die Augen;
Die Hand erstarrt und zittert ganz
Und will fast nicht zum schiltern taugen.
Das macht, sie merkt den Unterscheid,
So zwischen deiner Herrlichkeit
Und ihrer schwachen Kraft zu finden.
Und gleichwohl bin ich doch so kühn,
Dein Lob in engen Raum zu ziehn,
Und meinen Lorber drein zu winden.
[377]
Ich schreib und wage warlich viel;
Doch Herr! du wirst es liebreich richten;
Die Warheit führet Hand und Kiel;
Die Ehrfurcht unterstützt mein Dichten.
Die Gnade, die du mir gethan,
Treibt mich zur Dankbegierde an;
Wie glücklich ist mein Vers gewesen!
Ich kan von Deiner Fürsten-Hand
O welch ein theures Gnaden-Pfand!
Den Beyfall mit Verwundrung lesen.
Dieß, sag ich, lässet nicht geschehn,
Die innre Regung zu verschweigen;
Ich soll, Durchlauchtigster EUGEN!
Ich muß auf Pindus Höhen steigen.
Ich bitte nur, erlaube mir,
Daß ich Geprießner Held! von dir
Und deinen grossen Thaten singe;
Vergönne, daß ich diesen Tag
In tiefster Demuth ehren mag,
Indem ich dir ein Opfer bringe.
Du bist, sieht man dein Wesen an,
Ein Meer, das nie ein Mensch ergründen,
Vielweniger umfassen kan:
Wer will der Hoheit Gränzen finden?
Wenn hier ein Bach der Gnade fließt
Und sich ins Meer der Tugend gießt,
So rißlen dort der Großmuth Ströme;
Da rauscht die Tapferkeit hervor,
Und quillt mit solcher Macht empor,
Als wenn sie jetzt zu siegen käme.
[378]
Herr, geh ich auf die Zeit zurück,
In welcher deine Jugend blüthe,
Und merke, wie sich da das Glück
Bereits um deinen Ruhm bemühte;
So muß ich mit Erstaunen sehn,
Was Du Durchlauchtigster Eugen!
Versucht, gewagt und unternommen.
Die größten Helden jener Zeit
Sind auch im Alter kaum so weit,
Als du in deiner Jugend kommen.
Dort weinte Cäsar, als er sah,
Was Alexandern ewig machte;
Nichts gieng ihm so empfindlich nah,
Als wenn er dessen Ruhm bedachte.
Dieß Beyspiel reizte Geist und Blut,
Und trieb ihn, mit erhitztem Muth
Den Feind beherzt zurück zu schlagen.
Du Herr! warst eben so gesinnt,
Und suchtest eiligst und geschwind
Dir gleiche Palmen zu erjagen.
Wie oft hat der verschnittne Schwarm
Dein rothgefärbtes Schwerd gefühlet?
Wie schrecklich hat dein Sieges-Arm
Desselben Hochmuth abgekühlet?
Ein feiges Herz war dir verhaßt;
Ja, Baadens Ludwig schiene fast
Dein künftig Schicksaal zu ergründen.
Eugen ist muthig, tapfer, klug,
Man wird, so sprach er einstens gnug
Von seinem Ruhm zu singen finden.
[379]
Gedacht, gesagt und auch geschehn:
Des Fürsten Wort ist eingetroffen,
Wer kunte, der dich nur gesehn,
Von dir, o Held! was anders hoffen?
Dein Stahl drang auf die Feinde loß;
Dein Muth und Eifer war so groß,
Daß er Gefahr und Tod nicht scheute.
Dein edles Blut, das dann und wann
Aus deinen Wunden häufig rann,
Gefiel dir mehr als Gold und Beute.
Wie ist nicht, Grosser Held! dein Kampf
Schon damahls in Betrachtung kommen!
Als man durch Feuer, Blitz und Dampf
Das stolze Ofen eingenommen.
Die ganz mit Blut besprützte Stadt,
Die deinen Muth empfunden hat,
Erhebt noch deine Helden-Proben.
Der Feind legt dir das Zeugniß bey,
Daß keine Feder mächtig sey,
Dich Herr! nach Würden gnug zu loben.
Hub Moses seine Hand empor
So kunte Jacobs Saamen siegen,
Held! Giengst du deinem Volke vor,
So kunt es gleichen Vortheil kriegen.
Das Glücke sucht dich ohne List;
Das macht, weil du ein Cäsar bist;
Will man nach deinen Thaten fragen,
So werden Donau, Theis und Sau,
Denn diese kennen dich genau,
Von deinen Wunderwerken sagen.
[380]
O Deutscher Hercules! wie weit
Erstrecket sich dein Ruhm auf Erden!
Wo kan wohl jetzt zu unsrer Zeit
Ein solcher Held gefunden werden?
Der Muselmann erschrickt und flieht,
So bald dein Arm den Sebel zieht;
Er zittert, wenn man dich nur nennet,
Wie oft hast du mit kleiner Macht
Den stärksten Feind zu weichen bracht,
Und seinen grossen Schwarm getrennet.
Du bist so unverzagt im Streit
Als gnädig wenn dein Stahl gesieget,
So bald der Feind den Fehl bereut,
Und nun zu deinen Füssen lieget.
Du merkst, o theurester Eugen!
Auf sein mit Angst vermischtes Flehn,
Und steckst das Rach-Schwerd in die Scheide;
Du schonst und rufst ihn Gnade zu;
Dein Volk erquickest du mit Ruh,
Und so vergnügst du alle Beyde.
Wer flößt mir Kraft und Worte ein
Dich Held! nach Würden zu besingen?
Umsonst hier muß ein Maro seyn,
Soll anders solch ein Werk gelingen.
Apellens Pinsel, Naso Geist
Besitz ich nicht, O Prinz! du weist,
Ich kan nicht schiltern, nur betrachten.
Nur Adler können aufwärts sehn,
Und ihren Blick zur Sonne drehn,
Wenn andre vor der Gluth verschmachten.
[381]
Wenn noch die Wunder jener Welt
In ihrem Flor und Ansehn wären
So müßtest Du geprießner Held!
Die schöne Zahl gewiß vermehren.
Du hast dir, wo man Menschen schaut,
Ein ewig Denkmaal aufgebaut,
Das Moder, Rost und Zeit bezwinget;
Dein Ruhm nimmt aller Herzen ein;
Kein Kind wird kaum in Deutschland seyn,
Das nicht von deinen Thaten singet.
Du bist ein andrer Hannibal,
Vor dem ganz Asien erschüttert;
Bysanz gedenkt an seinen Fall;
Auch Welschland seufzet und erzittert.
Du stehst und kämpfst am Mincio,
Du siegst am Po und Oglio,
Und, wo die Etsch das Ufer feuchtet.
Kein Lager ist so stark und fest.
Das nicht der Feind mit Furcht verläßt,
So bald dein Stahl von weiten leuchtet.
Was aller Welt unmöglich scheint,
Das kanst du Herr! Doch möglich machen.
Der mehr als allzusichre Feind
Erfährt ganz unerhörte Sachen.
Mit Stücken gehst du, wo ein Mann
Kaum mit den Füssen wandeln kan;
O Wunder! Die Eugen bewiesen!
Ihr Alpen sagt, was da geschehn!
Als ihr viel tausend Mann gesehn,
Die sich in Abgrund nieder liessen.
[382]
Du siegst und schlägst den Feind viel ehr,
Als ich die Flucht in Reime bringe.
Die Feder sinkt und wird mir schwer,
So scharf ich auch die Nerven zwinge.
Held! deine Thaten sind zu groß!
O reiß dich doch von kämpfen loß,
Und hör doch einmahl auf zu siegen!
Die Nachwelt glaubt es sonsten nicht,
Und meint es sey ein bloß Gedicht,
Die Helden dadurch zuvergnügen.
Doch nein! fahr fort! es ist geschehn!
Die Niederlande können sagen,
Was da der Feld-Herr, Prinz Eugen
Vor schöne Palmen weggetragen,
Eugen hat einen Helden-Muth;
Eugen scheut weder Dampf noch Blut;
Fällt gleich sein Roß entkräftet nieder!
So, ists um einen Sprung gethan;
Jetzt, treibt er schon ein frisches an;
Jetzt siegt der Held aufs neue wieder.
Großmüthger Held! Die Ewigkeit,
Die sich um Deinen Ruhm bestrebet,
Hat Dir bereits vor langer Zeit
Ein Sternen-gleiches Kleid gewebet.
Wie aber? Soll denn nur allein
Die Tapferkeit so würdig seyn,
Daß sie die Seelen aufwärts träget?
Auch die Gelehrsamkeit begehrt,
Daß man ihr diesen Schatz gewehrt,
Und sie mit gleichem Schmuck beleget.
[383]
Durchlauchtigster! dein hoher Geist;
Dein Bücher-Saal; dein gründlich Wissen;
Dein Einsehn, das Europa preißt,
Hat dich der Sterblichkeit entrissen.
Kein Geist, so klug er immer sey,
Kömmt dir Herr an Erfahrung bey;
Du hast' sie alle übertroffen.
Dir steht des Kaysers Cabinet,
Der nur auf Treu und Klugheit geht,
So wie sein mildes Herze offen.
Wenn CARL mit Ludwig Frieden schließt,
So mußt du dieses Werk regieren.
Weil du allein im Stande bist,
Dergleichen Thaten auszuführen.
Drey Kaysern hast du treu gedient;
O schöner Ruhm, der ewig grünt!
O heldenmüthiges Bemühen!
Auch Frankreich hat umsonst gesucht
Dein Herz, das auf den Meineid flucht,
Durch List und Schmeicheln abzuziehen.
Jetzt stehst du wieder an dem Rhein
Und bist dem Feind ein tödtlich Schrecken,
Den Liljen, die dein Feuer scheun,
Und sich vor deinem Zorn verstecken.
Was hält euch ab? ists nicht mein Held?
Kommt, seyd ihr tapfer, in das Feld,
Eugen erwartet euch mit Freuden.
Ja! Ja! ihr fühlt bereits den Streich!
Wie ists? Warum verkriecht ihr euch?
Versuchts, das Schwerd soll uns entscheiden.
[384]
Erhabner Prinz! du überlegst,
Was Land und Volk in Schaden setzet.
Der Lorbeer, den du würdig trägst,
Wird eben dadurch hoch geschätzet.
Du Herr! thust alles mit Bedacht,
Du läßt nicht deine Krieges-Macht
Durch Eisen, Netz und List verderben.
Du kanst schon, wenn es nöthig scheint,
Von dem mit Furcht umgebnen Feind
Ruhm, Beute Ehr und Sieg erwerben.
Nur dieß betrübt mich, daß mein Held
Nicht ewig auf der Erden bleibet;
Wie? ist denn niemand in der Welt,
Der dieses Schicksaal hintertreibet?
O Nein! das Leben hat sein Ziel,
Sonst würden, wie ich weiß, sehr viel
Vor dich, o Herr! ihr Leben wagen.
Ich selber gieng dieß Bündniß ein,
Und ließ mich, könnt ich dich befreyn,
Mit vieler Lust zu Grabe tragen.
Wo schweif ich hin? Wo bleibt die Pflicht?
Die mir befiehlt dein Fest zu ehren.
Darf dieses weibliche Gedicht
Dich Herr! in deiner Freude stöhren;
So wirst du hier ein Herze sehn,
Aus welchen heise Seufzer gehn,
Die Wolken, Stern und Luft durchdringen.
Verlaß nur nicht die Zeitlichkeit,
Biß daß die Enkel später Zeit
O Held! von deinem Namen singen.