Auf eben diese Priesterliche Einsegnung

In eines andern Namen.


Als Rom und Griechenland in seinem Flor noch war,
So hatte hier das Glück sein Feuer und Altar.
Kein Tempel wurde leer, man hat auf denen Knien,
Das Glück um seine Gunst und Beystand angeschrien.
Die Tempel sind verheert; allein der Götze nicht,
Er hat sich anderswo viel Tempel aufgericht.
Sein Dienst geht durch die Welt, man sieht den grösten Haufen,
Mit heiser Andachts-Glut zu diesen Götzen laufen.
Es schmeichelt sich das Glück, daß mans so hoch verehrt,
Da es doch seine Tück so oft hervor gekehrt.
Durchsucht der Zeiten Lauf, ich weiß, ihr werdet lesen,
Das Glück sey nur allein im Wechsel treu gewesen.
Es lockt so angenehm, und scherzt wie Delila;
Doch eh man sichs versieht, so ist der Ernst schon da,
Der unsern Fall bestellt. Forscht mehr, ihr werdet sehen,
Es pflege nur das Glück mit Falschheit umzugehen:
Denn oft nimts einem was, und weißts auch bald hinweg.
Es hat nebst diesem auch die Grausamkeit zum Zweck,
Daß es kein Bitten hört. Ulysses stopft die Ohren,
Vor den Sirenen zu. Das Glück hat auch geschworen,
Es sey von gleicher Art. Es hört auf kein Geschrey,
Es streicht, es flieht, es geht vor unserm Wunsch vorbey;
Es ist auch ungerecht, verkehrt und blind zu nennen,
Diejengen, welche nichts von den Verdiensten kennen;
Die Tugend nicht gesehn; die Klugheit nie geliebt;
Die sind es, welchen oft das Glück das beste giebt!
Wie manche schwarze That und unerlaubt Beginnen
Muß noch darzu vom Glück die Huld und Gunst gewinnen!
Ja Kayser Sigismund, du hast es auch geglaubt,
Daß denen Würdigsten das Glück die Gaben raubt;
Du hasts nicht nur geglaubt; du hasts auch einst bewiesen,
Worüber denn dein Knecht ließ heise Thränen fliessen.
Der weise Salomon hegt selbst auch diesen Wahn,
Der Fortgang unsers Werks käm meist aufs Glücke an.
Allein was suchet man das Glücke zu beschämen,
Als wisse es das Recht nicht wohl in acht zu nehmen?
Dieß ist zu viel gesagt! Man hat ja oft verspührt,
Daß es die Tugenden mit seinen Gaben ziert.
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Hier kommt die Demuth auf, dort wird die Treu belohnet,
So, daß sie nun nicht mehr in Staub und Asche wohnet.
Es sieget die Gedult, die man vorher gedrückt;
Die Keuschheit triumphirt und wird nach Wunsch geschmückt;
Die Tapferkeit bekommt den Lohn, der ihr gehöret;
Es wird die Frömmigkeit durch Amt und Stand geehret,
Und über die gesetzt, die denen Lastern hold.
Der Weisheit lohnet sie durch Ehre, Macht und Gold;
Die Klugheit wird gerühmt, und der Verstand empfindet,
Daß man um seinen Freund die Lorber-Kränze windet;
Der Fleiß wird angesehn, sein Schweiß erhält den Lohn,
Und die Geschicklichkeit trägt auch ihr Theil davon.
Es kan der heutge Tag hiervon ein Zeugniß geben.
Mein Hochgeehrter Freund, der sich in seinem Leben
Der Tugend übergab; die Frömmigkeit geliebt;
Die Lehrer hoch geehrt; die Eltern nie betrübt;
Dein Hochmuth widerstrebt. Die Redlichkeit und Güte,
Regierte seine Brust, und wohnte im Gemüthe.
Er gieng der Weisheit nach, bis daß Er sie bekam,
Und sie durch seinen Fleiß bey Ihm die Wohnung nahm.
Es hat Eusebie sich über Ihn gefreuet,
So, daß sie Ihn nunmehr zu Ihrem Priester weyhet.
Zum Priester! warlich ja! wer hätt es jetzt gemeint?
Wer hätte das gedacht? Mein Werthgeschätzter Freund!
Ja! ja! dir hat das Glück, durch deiner Tugend Proben
Den edlen Hirten-Stab und Kanzel aufgehoben.
Die Welt hat den Gebrauch; es ist so eingeführt,
Wenn man im Allmanach ein Namens-Fest verspührt,
Das unsern Freund betrift, den wir von Herzen lieben,
So sucht man sich so gleich in Lust und Wunsch zu üben.
Man geht noch weiter fort, man leget nach der Treu
Und Freundschaft ein Geschenk zum Namens-Tage bey.
Was gab denn dir das Glück zu deinenNamens-Feste;
Gewiß es schenkte dir das Liebste und das Beste.
Zwar hat es mehr der Herr, der Wind und Wellen dräut,
Und der dem Donner ruft, und auch dem Blitz gebeut,
Als wie das Glück gethan: Derselbe gab dem Glücke
Den Wink, damit es dir was angenehmes schicke.
Was wars? die Prob-Sermon. So must du ja gestehn,
Es habe dich das Glück mit Lächeln angesehn.
[395]
Nun seh ich dich mein Freund! zu deiner Herzens-Freude,
Und deiner Eltern Lust, im heilgen Priester-Kleide,
Vor Gottes Altar stehn, man hält dir jetzt die Zier,
So wie die schuldge Pflicht der Kirchen-Diener für.
Ich seh die Aeltesten, wie sie den Priester-Seegen,
Und Hände nach Gebrauch der Kirche auf dich legen.
Hochwerthgeschätzter Freund! Du weist, wie hoch ich dich
Von Jugend auf geliebt, wie wir so brüderlich
Uns jederzeit bezeugt. Hast du vergnügte Stunden
Erblickt, gesehn, erlebt, so hab ich Lust empfunden.
Drum kans nicht anders seyn, es regt sich auch mein Geist,
Da man dich einen Knecht und Diener Gottes heist.
Ich freue mich mit dir; doch wünsch ich auch darneben:
Dein Erz-Hirt wolle dir den Geist Johannis geben.
Dein Eifer komme ihm, so wie der Nahme bey;
In Strafen schone nicht, und rede auch so frey,
Wie dieser hat gethan. Zeig auch mit deinem Finger
Auf das erwürgte Lamm, wie dieser heilge Jünger.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zäunemann, Sidonia Hedwig. Gedichte. Poetische Rosen in Knospen. Lob- Ehren- und Glückwünschende Gedichte. Auf eben diese Priesterliche Einsegnung. Auf eben diese Priesterliche Einsegnung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-ADA6-7