Eine Soldaten-Cantata

Ins Feld!
Wo man die Trommel rühret,
Wo man die Schwerder führet,
Da ist mein Sinn gestellt.
So werd ich in dem Feld,
Ein Held.
Weg tanzen, scherzen, spielen!
Weg Putz und Zärtlichkeit!
Worauf das Aug der Jugend pflegt zu zielen,
Das setze ich beysekt.
Was Ruhm und Ehre schenket,
Woran die Nachwelt denket,
Dasselbe liebe ich.
Zwey Wege können mich,
Zum Ehren-Gipfel bringen;
Zum ersten kan mirs durch den Kiel,
Zum andern durch das Schwerd gelingen.
Tugend, Tapferkeit und Schweiß,
Schenken Ehre, Ruhm und Preiß.
Drum laß ich mir vor allen
Auch diese wohlgefallen,
Und sage auf der Klugheit ihr Geheiß.
Die Tapferkeit erwirbet Ruhm und Preiß
Ich lasse andern gern
Den Kern
Der Schriften und der Bücher lesen;
Ich lasse ihnen gern das Wesen
Der klügsten Männer wohl erkennen,
Und vor dem Buch und Pult viel Oel verbrennen.
Man lasse mir nur meinen Degen,
Mit diesem geh ich meinem Feind,
Der Carln und mein Vaterland zu schaden meint
Erhitzt, getrost, voll Muth und Tapferkeit entgegen.
Ich will nicht rasten oder ruhn,
Ich kan denn meinem Willen ein Genüge thun.
Ich gehe auf den Feind, wär er auch noch so groß,
Beherzt und kühn, mit gleichem Entzweck loß.
[519]
Mein Arm soll ihn verderben,
Sein Todes-Schweiß und Blut,
Soll meinen Degen färben.
Und dieses soll mein Ruhm und Purpur heisen.
In dem Felde kämpfen,
Und die Feinde dämpfen,
Ist die allerschönste Ehr.
Schlagen, streiten, ringen
Kan uns Palmen bringen.
Drum so will ich bey dem Herr,
In dem Felde kämpfen,
Und die Feinde dämpfen,
Denn dieß bringt die größte Ehr.
Hier freu ich mich die Stadt mit zu bestürmen,
Und bin vergnügt, wenn ich nach ihren Thürmen/
Die Kugel richten soll.
Die Mauren, Schlösser und Paläste
Sind vor den donrenden Carthaunen nicht zu feste.
Dort thue ich zur rechten Hand
Den Feinden starken Widerstand.
Mein Stahl soll bald durch ihre Schwerder dringen,
Mit Freuden höre ich die scharfen Sebel klingen,
Ich scheue weder Schläge, Hieb noch Blut,
Ich bin beym Flug der Kugeln wohlgemuth.
Ich fürchte wahrlich auch
Mich im geringsten nicht vor Pulver und vor Rauch.
Kurz, ich will mir bey Kugeln und bey Fahnen,
Bey Waffen, Panzer, Spieß und Degen,
Den Weg zum Ehren-Tempel bahnen;
Und ist mein Arm den Feinden überlegen;
Ja, kan ich meine Hand, dem Degen und Chamaschen
Mit meiner Feinde Blute waschen;
So wird man mich ins Held-Register schreiben,
Ich werde stets im Angedenken bleiben.
Und solt die Wahlstat auch die Seele von mir nehmen,
So werd ich warlich mich des Bettes gar nicht schämen.
[520]
Die Wahlstat ist das Ehren-Bette,
Wer darauf stirbt, der stirbet schön.
Die allerstärkste Gnaden-Kette
Kan keinen nicht so herrlich stehn,
Als wie das Blut, das diesen schmücket
Der hier den Geist zum Himmel schicket.
Die Wahlstat ist das Ehren-Bette,
Wer darauf stirbt, der stirbet schön.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zäunemann, Sidonia Hedwig. Gedichte. Poetische Rosen in Knospen. Vermischte Gedichte. Eine Soldaten-Cantata. Eine Soldaten-Cantata. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-ADB7-0