Widmung [1]
[264] Ihrem einigen/ geliebten Herrn Bruder Filip von Zesen/ uam.
Hoch-edler/ Gestrenger/
Vielgeehrter Herr Bruder/ die liebseelige Adelinde begehret von ihm nebenst gnädiger begrüßung zu wissen/ ob sie nicht einer sang-weise zu meinem liedlein: Blitzet ihr Himmel/ usf. von dem Herrn Bruder habhaftig werden könte. Auch wündschet das gühtige Fräulein/ die Hoch-wohl-gebohrne Schäferin Schatz-währt/ daß doch endlich einmahl seine liederlein möchten getrükt werden/ deren etliche Sie neulich von der übermenschlich-schönen Roselinde bekommen; ja es wündschen es alle hiesige Schäferinnen/ die von Hochdeutschem Bluhte entsprossen/ und alle/ die so nur ein wenig der hochdeutschen sprache fähig seind. Ich mus auch in wahrheit bekennen/ daß er in seinen letzten gantz entzükkend/ und viel süßer/ sin-reicher ist/ als in den ersten. Drüm were es schade/ daß solche liebe lieder der motten speise werden solten/ oder ungesungen verwesen. Viel/ derer gedanken zu schwach und noch an der erde kleben/ können sie dannenher auch nicht so bald begreiffen. Doch was schadets; und sie werdens wohl lernen. Inmittels tragen sie gefallen daran. Die sang-weise so M(alachias) Sibenhaar gesetzet/ gefället uns überaus wohl; ich möchte von ihm noch wohl mehr sehen. Für allen aber gehet das tantz-lied/ so Johann Langen gesetzet/seiner künstlichen ahrt wegen/ weit für. Im fall mein Bruder noch mehr sang-wei sen im vorrahte hat/ so über- [265] schikke er sie mit diesem bohten/ damit wier üm so viel besser unsere zeit verkürtzen können. – – – – – – – – – Inmittels lebe er wohl; und ich bleibe/ so lange ich lebe
des H(errn) Brudern
Brüssel den 4 Meiens des 1649 jahres.
Adelmund.