Das Fünffte Lied

Eben so:

1.
Ihr Wiesen/ Thäler/ Büsch' und Felder/
Die Ihr der Liebligkeiten voll/
Sagt mir/ Ihr Schatten-reichsten Wälder/
Was meiner Schönsten fehlen soll?
Mein' allerschönste Halb-Göttin
Ist meine Lust/ mein ander Sinn.
2.
Gleich wie der kühle Tau im Meyen
Die Hügel/ Thäler Berg' und Büsch'
Durch seiner Kräffte kan verneuen/
und macht die welcken Rosen frisch;
Also verneut auch meinen Sinn
Mein' allerschönste Halb-Göttin.
[59] 3.
Gleich wie die matten Wanders-Leuthe
Erfrischt und stärckt das Reben-Bluth/
Gleich wie dem Kriegesmann die Beuthe
Erfreuet Hertze/ Sinn und Muth;
Also erfreut und stärckt den Sinn
Mein' allerschönste Halb-Göttin.
4.
Gleich wie auff dücke fünstre Wälder
Sich freut bey Sommers-Zeit ein Thier/
und wie die bunt-geschmückten Felder
Sich freuen auff der Sonnen Zier:
So freut sich auch auff dich mein Sinn/
O allerschönste Halb-Göttin.
5.
Gleich wie an frischen Wasserflüssen
Ein Hirsch sich labet mit Begier/
Die Ihm ein Laabsaal geben müssen/
Wenn Er durch Durst getödtet schier;
So kühlt und labet meinen Sinn
Mein' allerschönste Halb-Göttin.
6.
Mit kurtzen will ich diß beschließen:
Mein Schatz ist mir noch mehr als Tau/
Kan mich noch mehr/ als Wein/ versüßen/
Sie ist die Beut'/ auff die ich schau/
Sie ist mein Schatten/ meine Sonn;
Mein einig Laabsaal/ Lust und Wonn.

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TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Frühlingslust. Erstes Dutzend. Das Fünffte Lied. Das Fünffte Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AE6D-1