[92] Das Achte Lied
Von lauter Dactylischen.
Als Herr Christian Gueintzius/ des berühmten Gymnasiums zu Halle wohlverordneter Rector etc. seinen Namens-Tag begieng.
1.
Aglaia.
Hertze des Himmels und Auge der Sterne/
Welches erleuchtet und zieret das Feld/
Kertze der Erden und Fackel der Welt/
Zeige doch deine geschmünckte Laterne/
Zeige das Angesicht voller Rubien:
Grüße die Erde mit deinem Gesichte/
Mache das trauren mit Freude zu nichte;
Freude sol heute vor trauren einzihn.
Thalia.
Heute sol Freude die Stunde verjagen/
Heute sol Freude regieren den Tag/
Freude/ so sonsten in Traurigkeit lag;
Freude sol heute verjagen das klagen/
Klagen und zagen sich endet hiebey:
Heute sol Phöbus und alle Göttinnen/
Oden und schöne Gesänge beginnen/
Lauten und Geigen erklingen auch frey!
Euphrosyne.
Lustig erzeiget Euch/ meine Gesellen/
Wündschet/ daß dieses Fest offte begeh
Gueintzius/ ohne Leid/ trauren und weh.
Laßet uns Spieler und Geiger bestellen/
Laßet mit Freude vertreiben das Leid:
unser Herr Rector erlebe die Zeiten/
Welche der Nestor und andre beschreiten/
Wündschet ein jeder zu itziger Zeit!