[384] Das neun und zwantzigste Lied

auf die schönen augen der von nahmen und gaben hochädelen Klugemunde.

gesätzt durch Heinrich Alberten.
[385] 1.
Ihr schönen augen ihr/ ihr lichterlein der schwachen/
die an der hohen burg der glatten stirne wachen/
dadurch mein trautes Lieb die härtsten hertzen zwingt/
und durch den schwartzen kwal bis in die seele dringt.

2.
Euch bäht' ich kniehend an/ und flöhe zu den flammen/
daß sie doch ihre macht und kraft nicht alzusammen
auf meinen schwachen geist und seele laßen gehn/
sonst bin ich tod/ und kan führ ihnen nicht bestehn.

3.
Der kleine Liebes-schalk hat schon genug geblitzet:
ich seuftze nach der luft/ der gantze gaumen hitzet/
der mund brennt lichterloh; drüm haltet doch zurük/
ihr lieben augen ihr/ den wunder-starken blik.

4.
Kluginne kühle mich mit ihrem frischen taue/
der auf den lippen steht/ und den ich lieber schaue/
noch lieber trinken mag/ als mäht und reinschen wein/
der ist mein ädler trunk/ und gehet lieblich ein.

5.
So fürcht' ich keine gluht/ so fühl' ich keine schmertzen/
die oftmahls nuhr ein blik entzündt in meinem hertzen.
Wan Klugemunde mich mit einem kusse kühlt/
so acht ich ihrer nicht/ wan sie mit blikken spielt.
Leber-reim.

Die leber ist vom huhn und lebet nuhn nicht mehr/
weil sie der liebe gluht/ mein Lieb/ verbrant so sehr.
[386] Ein anderer.

Die leber ist vom huhn und weil sie nicht mehr lebet/
so lebt das huhn auch nicht; so ist die liebe fort.
Doch weil sie nur vielleicht noch in der irre schwebet/
so fahe sie/ mein Lieb/ und is sie auf mein wort.
Leber-reim.

Die leber ist vom huhn. doch deucht mich daß wier träumen.
dis lebt ja nicht/ dis ist ja nicht der Liebe sitz.
Warüm dan sol ich dis so ungereimet reimen?
Dan in der leber lebt ja sonst der Liebe blitz.
Ein anderer.

Die Leber ist vom huhn/ vom hasen nicht begehrt/
sonst hätte Mohre sie/ die weisse/ wohl bewährt.
Ein anderer.

Die Leber ist vom hecht/ doch/ were sie vom schwan/
so solte Mohre sie viel lieber nehmen an.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Jugend-Flammen. Das neun und zwantzigste Lied. Das neun und zwantzigste Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B046-6