[145] Das Zwölffte Lied

Nach der Melodey

Das Glück gantz wanckelmüthig ist

1.
Wann schon die Sonne scheint einmahl
und durch die Wolcken blicket/
Graß Laub und Thier erquicket/
Macht lustig Feld und Tahl:
Kömmt doch das ungewitter/
und macht die Freude bitter/
Wann sich der Sturm erhebt/
Das Meer und Erd' erböbt/
Der Vogel Zahl
schweigt allzumahl/
kein Tierelier
schwingt sich herfür;
Der Sonnen Licht
Kann zeigen nicht
Den güldnen Glantz/ das liebliche Gesicht.
[146] 2.
Also/ wenn schon das Glück sich zeigt
und uns einmahl anlachet/
Viel Lust und Freude machet/
Wenn Sturm und Wetter schweigt;
Bald aber kömmt mit Hauffen
Das ungelück gelauffen
Wie Schnee und Eiß zergeht/
Die Blume nicht besteht/
So eylt zurück
das schnöde Glück
und weicht mit Macht
Zu Tag und Nacht;
Es eylt und flüht/
So bald es blüht/
Ist nur allein auff Flüchtigkeit bemüht.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Frühlingslust. Vierdes Dutzend. Das Zwölffte Lied. Das Zwölffte Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B06D-0