[188] 4. Brief

Antwort der Königinn Maria, an ihren gewesenen Gemal, Alphonsus.


Du unverschämter Kiel, was störst du mein Vergnügen
Das mir der Himmel gönnt, das Glücke beygelegt?
Wer läßt ein freches Blat, zu meinem Throne fliegen,
Das voller Lästrung ist, statt Dinte Galle hegt?
Wie? schickt es nicht Alphons? der längst verjagte König?
Tollkühner! wagst du dich die Majestet zu schmähn?
Reizt dich die Raserey? ach du bist viel zu wenig,
Nach einer Königinn voll Rach und Zorn zu sehn.
Der Unterthan will noch im tiefsten Kerker fluchen;
Ein ganz verstoßner Knecht, und halb zertretner Wurm,
Der billig tief gebückt, die Gnade sollte suchen,
Erhebt, o Frevelthat! sein Haupt mit Wuth und Sturm.
Was willst du über mich so unbesonnen schreyen?
Ach wüte wider dich, du bist selbst Schuld daran,
Und hättest dir vorlängst das können prophezeyen,
Was billig Reich und Land zu letzt an dir gethan.
Wenn ein Regente nicht das Scepter weis zu tragen,
Und dazu ungeschickt in aller Augen ist;
So wird so leicht kein Mensch zu deinem Vortheil sagen,
Daß man dasselbige in deiner Hand vermißt.
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Dein Schreiben lässet mich viel tolle Träume lesen,
Wie! schläfst du? weil du mich dein Weib so oft genennt?
Ich bin wohl Königinn, nicht dein Gemal gewesen;
Schau wie der falsche Wahn dir Aug und Sinn verblendt.
Willst du vielleicht daraus ein Eheband erzwingen,
Daß man mich öffentlich an deine Hand gesellt,
Und weil ich würdig war mich auf den Thron zu bringen,
Die Krone die du trägst, zugleich mir zugestellt;
O! so betrügst du dich, und wirst am besten wissen,
Daß doch mein Stand dabey stets unverändert blieb;
Weil mich, ob gleich mein Geist der Freyheit ward entrissen,
Die Unschuld immer noch in ihre Rolle schrieb.
Wie magst du, schäme dich, Unsinniger, wohl sprechen?
Ob würde dermaleinst der Himmel ganz gewiß
Die Schande, so ich trieb, mit gröstem Nachdruck rächen,
Dies wahrlich macht mir nicht die mindeste Kümmerniß.
Don Pedro konnte sich mit mir gar wohl vermählen,
An dem das Reich nunmehr viel Lust und Freude schaut.
Der Römsche Stuhl, der nicht vermögend ist zu fehlen,
Hat diesen muntern Prinz mir selber angetraut.
Mit diesem kann ich recht vergnügt und prächtig leben,
Durch ihn wird mein Pallast zum andern Paradies,
Der, als ich ehmals noch mich sah von dir umgeben,
Mich in der Wüsteney, bey Schreckensgeistern ließ.
Dein Ach und Weh, das du mir suchest nach zurufen,
Muß eben, wie dein Geist, so schwach und kraftlos seyn,
Ich höre nichts davon auf meines Thrones Stuffen,
Den deiner Thränen Naß noch minder kann entweyhn.
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Dein frecher Fluch, der dir, du Schaum der Lästerzungen,
Fast ieden Augenblick vor Raserey entfährt,
Ist bis anher noch nicht ins Schlafgemach gedrungen,
Weil man darinnen nichts, als Küsse schallen hört.
Die Liebe bettet mich nunmehr auf eitel Rosen,
Mich, die ich ehemals auf Dorn und Ketten schlief.
Das Glück vermochte mir nicht schöner lieb zu kosen,
Alß daß es mich zum Schooß von dem Don Pedro rief.
Mit ihm ist Reich und Land, und ich auch sehr zu frieden;
Das Schicksal, das mich sonst mit Hülsen nur gespeist,
Hat mir nunmehr dafür die schönste Kost beschieden,
Die noch weit schmackbarer, als süsse Datteln heißt.
Algarbien, das uns vertraut sieht scherzen, lachen,
Will sich schon zum voraus was gutes prophezeyn.
Und dieses kann sich auch die sichre Rechnung machen,
Daß seine Sehnsucht nicht vergebens werde seyn.
Wo Lieb und Einigkeit um Thron und Lager schweben,
Speist sich die Hoffnung nie mit lerer Phantasey,
Gnug, daß ich nun der Welt und dir kann Nachricht geben,
Was für ein Unterschied oft zwischen Brüdern sey.

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TextGrid Repository (2012). Ziegler, Christiana Mariana von. Gedichte. Gedichte. Briefe. 4. Brief. 4. Brief. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B14D-3