13. Ode

Als der Herr Hofrath von Meiern des Bischoffs Adam Adami Relationem Historicam de Pacificatione Osnabrugo-Monasteriensi wieder heraus gab. 1737.


Iam fides, & pax, & honor, pudorque

Priscus, & neglecta redire virtus

Audet.

Horatius


Die Kirche jauchzt; ihr Recht besteht,
Und ruht auf fest gestellten Gründen;
So weit die Macht der Deutschen geht
Kann sie die Sicherheit durch Schutz im Frieden finden.
Die Zwietracht weicht der Einigkeit,
Es flieht der Haß der alten Zeit
Und darf sich weiter nicht in diese Grenzen wagen.
Der hohen Stände Freundschaftsband
Vereinigt Herzen Mund und Hand,
Ein solches Ungeheur ins Elend zu verjagen.
[60]
Wie grausam hat ihr wilder Arm
Des Höchsten Heiligthum zerstöret!
Wie hat nicht Unglück, Gram und Harm
Durch sie der Unschuld Quaal erwecket und vermehret!
Sie suchte Blut, und nicht die Schuld,
Und hatte sonsten nicht Geduld
Als nur die Noth zu sehn so die Bedrängten drückte.
Sie nährte Nattern in der Brust,
Und brachte der verdammten Lust
Das Opfer ihres Zorns, der sich zur Rache schickte.
Je mehr die Wuth verderbt und schlägt,
Je mehr gewöhnt sie sich zum Würgen:
Je weiter sie die Waffen trägt,
Je mehr verschmähet sie die sichern Friedensbürgen.
Sie wünscht der Unschuld Untergang;
Und ihr wird keine Zeit zu lang
Das ausgezogne Schwerdt auf ihren Hals zu wetzen.
Sie bläst die matten Funken auf,
Und denkt, und sinnet nur darauf,
Den angefachten Brand in volle Gluth zu setzen.
Wie Sturm und Wind die Wolken treibt,
Ein schweres Wetter aufzuthürmen;
Wobey die Welt in Sorgen bleibt
Sich wieder seinen Strahl mit Vorsicht zu beschirmen:
Der schnelle Blitz hernieder fährt;
Und hier und dort ein Haus verzehrt,
Das sonst die Zeiten trotzt und die Gewalt verschmähet;
Und wenn dies kaum getilget ist,
Sein Schwefelfluß ein neues frißt,
Daß ein erschrocknes Volk bey Gott um Beystand flehet:
[61]
So hat die Zwietracht auch gethan,
Und manches Fürsten Blut erhitzet;
Und wie sie tapfer lügen kann,
Durch dieses Schlangengift den Redlichsten beschmitzet.
Man bricht mit ganzen Heeren ein,
Die Wahrheit soll vertilget seyn:
Man soll durch Tod und Staub ihr frey Bekänntniß büssen.
Die Raserey bewaffnet sich,
Und hilft der Bosheit ritterlich,
Und will von Gnade nichts, nichts von Erbarmen wissen.
Was hat die Gluthen angeflammt?
Was hat den frechen Zorn gereizet?
Wer sagt, woher dies Unglück stammt?
Warum man hier so sehr nach Menschenblute geizet?
Sind Reich und Freyheit denn in Noth?
Wem wird ein schwerer Fall gedroht?
Wer will den Kayserthron zu Grund und Boden stürzen?
Beschimpft man Gottes Majestet,
Daß man so scharf zu Werke geht;
Und darin Ehre sucht, das Leben zu verkürzen?
Ein schwacher Mönch entdeckt ein Licht;
Sein Geist wird dadurch aufgekläret;
Er folgt ihm und verschweigt es nicht,
Und zeiget es der Welt, was er dadurch erfähret.
Die Salbe die sein Lehrstuhl gab,
Treibt vieler Augen Schuppen ab,
Wodurch das arme Volk so lange blind gewesen.
Er weiset die Betrügerey,
Und was das beste Mittel sey
Von seiner Seelen Noth vollkommen zu genesen.
[62]
So sehr der Tag den Wandersmann
Der in der Irre fehl gegangen,
Ermuntern und vergnügen kann,
Wenn er sein neues Licht durch Titans Glanz empfangen;
So sehr nahm dieser helle Schein
Des Volkes finstre Seelen ein,
Und trieb sie kräftig an, den Irrthum zu verlassen.
Ein jeder ward dadurch gerührt,
Und von der Wahrheit überführt,
Daß er verbunden sey die Finsterniß zu hassen.
Wer macht sich auf? wen seh ich dort?
Mit wem, warum, wie will er kämpfen?
Wer schickt den Held? der kalte Nord,
Die Hitze soll er hier in den Verfolgern dämpfen.
Er kommt zum Streit, und fällt er schon,
So bleibt ihm doch die Siegeskron
Und uns durch seinen Tod die Freyheit und das Leben.
Sein Sterben rächt so mancher Held
Der sich auf seine Seite stellt,
Und vor der Länder Wohl sich selber hingegeben.
Doch wird man einst des Mordens satt,
Und durch das lange Streiten müde,
Und was man sonst verworfen hat,
Daran gedenkt man itzt; das Absehn ist der Friede.
Man eilt von allen Orten zu,
Und sinnt auf die gemeine Ruh,
Und will der Streitigkeit gemessne Schranken setzen.
In Münster und in Osnabrück,
Befestigt man des Reiches Glück,
Und weis der Deutschen Ruh nach ihrem Werth zu schätzen.
[63]
Die Weisheit nimmt den Vorsitz ein
In diesem hohen Staatsgerichte,
Und macht der Arglist falschen Schein
Durch Einsicht und Verstand für aller Welt zunichte.
Sie setzet, ordnet, und bestimmt,
Sie löscht das Feuer das noch glimmt,
Und übergiebt die Schuld dem ewigen Vergessen.
Hier wird durch kluger Männer Rath
Die Sicherheit vor jeden Staat,
Und das erkannte Recht vernünftig abgemessen.
O Deutschland fürchte dich nicht mehr!
Die Zanksucht hat die Kraft verlohren,
Sie bebt bereits und zittert sehr,
Und hört das Friedenswort, so ihr den Tod geschworen.
Die Vorsicht reicht dir ihren Schild;
Die schützt dich mehr als jenes Bild
Das Rom so lange Zeit zum Wunder aufgehoben.
Die Kirche wird nicht mehr gedrückt,
Kein Grenzstein durch Gewalt verrückt,
Und aller Neuerung ein Riegel vorgeschoben.
Was blendet mich denn für ein Strahl
Von Prachterfüllten Kostbarkeiten?
Ist dieses nicht der Göttersaal
Wo Recht und Billigkeit den Urtheilsspruch bereiten?
Wer ists, von dessen treuer Hand
Die Schätze die er vor sich fand
Gesammelt und der Welt itzt dargeleget werden?
Wer hat doch hier ans Licht gebracht
Was dort die Weisheit ausgedacht,
Zur Ruhe vor das Land, zur Tilgung der Beschwerden?
[64]
Ein Mann, den Herz, Verstand, und Kraft
Den Deutschen Kindern vorgezogen:
Ein Mann, dem Witz und Wissenschaft
Mit schwerer Ueberwucht sein Antheil zugewogen.
Ein Mann, der Deutschlands Ehre liebt,
Und wenn er sich auch Mühe giebt
Sonst keinen Lohn verlangt, als den die Tugend bringet;
Ein Mann, bey dem der strenge Fleiß
Von keinen Ruhestunden weis,
Der keiner Arbeit schont, durch die sein Werk gelinget.
Nun kommt und seht was für ein Glanz
Das auserlesne Kleinod zieret
Sein schöner Schmuck entzückt uns ganz,
Und zeigt die Großmuth an, die Meierns Sinne rühret.
Hier herrscht Geschmack, Vernunft und Kunst,
Nicht leerer Wörter eitler Dunst,
Nein. Die Vollkommenheit der allerbesten Schriften.
Denn weil er nie dem Neide weicht,
Kann er ein Werk dem keines gleicht,
Und sich dadurch zugleich ein ewig Denkmal stiften.
Ganz Deutschland siehts, und wird entzückt,
Bewundert des von Meiern Gaben;
Und rühmet was es hier erblickt,
Und sucht sein wahres Lob in Erz und Stahl zu graben.
Wo lebt ein solcher Deutscher Sohn
Der seiner schweren Arbeit Lohn
Nur in der Nutzbarkeit vor viele Länder findet?
Vor einen solchen grossen Sinn
Gehört der trefflichste Gewinn,
Und daß ein ganzes Volk ihm Ehrenkränze windet.
[65]
Wie wird mir? was bezaubert mich?
Wer öffnet die verschlossnen Grüfte?
Welch ein Gesicht bethöret mich
Vielleicht ist es ein Bild der dickgemachten Lüfte?
Nein, nein, es ist der theure Mann,
Adami, der so viel gethan,
Daß Kayser, Fürst und Reich nach Fried und Ruhe streben.
Er geht durch Meierns Kraft herfür:
Verläßt den Staub, und zeigt sich hier,
Und fängt nach langer Zeit nun wieder an zu leben.
Willkommen Ehrenwehrtes Haupt,
Du Schutzgott der bedrängten Sache.
Der Neid hat Deinen Ruhm geraubt
Damit die Nachwelt noch zu Deiner Ehre wache.
Dein redliches und Deutsches Blut
Gilt mehr als wohl dein Bischofshut,
Den deine Frömmigkeit und Sorgenlast verdiente.
Du wiederstandest der Gefahr
Die Dir nur überwindlich war,
Indem durch deine Kraft des Friedens Oelzweig grünte.
Ein Held an Muth, ein Gott an Rath,
Das bist Du grosser Mann gewesen,
Ein Heyland vor so manchen Staat,
Weil dessen krankes Glück, durch Deine Kunst genesen.
Was Du sonst sprachst, das galt sehr viel,
Der Länder Wohlfahrt war das Ziel
Der treu gesinneten und Weisheitsvollen Sprüche.
So viel man Klugheit und Verstand
Bey jenen grossen Männern fand,
So wagt es keiner doch, daß er sich Dir vergliche.
[66]
Wohin verschwindet das Gesicht?
Was hindert mich, ihn mehr zu preisen?
Mein schwacher Kiel vermag es nicht
So viel als er verdient, ihm Ehre zu erweisen.
Er wird von seinen Banden los,
Durch den berühmten Meiern groß,
Daß die Vergessenheit von seinem Namen weichet.
Die Großmuth, beyder Eigenthum,
Verewigt den erworbnen Ruhm
Durch diese hat er auch den höchsten Grad erreichet.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Ziegler, Christiana Mariana von. Gedichte. Gedichte. Oden. 13. Ode. 13. Ode. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B298-4