10. Cantata

Aria.

Dem Mädchen bin ich herzlich gut,
Das nicht zu stolz und spröde thut,
Und kann vernünftig scherzen.
Was nutzt ein schönes Angesicht?
Wo man von nichts als Thorheit spricht,
Da geht mir nichts zu Herzen.
[323]
Ihr bildet euch zu viel auf eure Schönheit ein.
Wie renkt ihr nicht den Kopf
Und tragt den Hals empor!
Sagt man euch ohngefehr ein Wörtchen nur ins Ohr,
So seyd ihr aufgebracht
Als hätte man euch gar
Die gröste Schande zugedacht.
Aria.

Ihr traut zuviel auf euren Spiegel.
Bedenkt wer nicht nach Schönheit freyt,
Dem kann das äusserliche Wesen,
Das sich ein Spaßgalan erlesen,
Nicht die geringste Reizung seyn.
Die Schönheit dauret wie die Blätter.
Bey Sturm, und bey dem kleinsten Wetter
Fällt eure ganze Lieblichkeit.
Kaum daß man sich die schöne Frau genommen
So ist man auch um sie, ich weis nicht wie, gekommen.
Wenn man sich nun darauf verläßt,
Behält man zwar den letzten Rest,
Allein
Was soll man weiter mit euch machen?
Zu reden wißt ihr nichts:
Soll man denn immer lachen?
Aria.

Ihr Schönen lacht euch nicht zu tode.
Sprecht klug, nicht in den Tag hinein.
Sonst seyd ihr ausgeputzte Docken,
Die bloß mit ihrer Schönheit locken,
Den Klugen blendet nicht der Schein.

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TextGrid Repository (2012). Ziegler, Christiana Mariana von. Gedichte. Gedichte. Cantaten und Fabeln. 10. Cantata. 10. Cantata. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B378-4