56. Auf der bisherigen Inspectorin im Stifte zu Bertholdsdorf, Fräulein von Zetschwitz, Verheirathung mit dem Herrn Rentmeister Buchs
1727.
So selig führt der Herr die lieben Seinen,
Daß jedermann darob erstaunen muß:
Bald gibt Er ihnen Wasser gnug zu weinen,
Bald labt Er sie mit Seinem Ueberfluß.
Sein Vater-Herz ist immer gut für sie:
Und wenn ihr Fuß nur Seine Wege geht,
Wenn schon der Sinn nicht viel davon versteht;
So merkt man bald, daß uns die Liebe zieh.
Wohl denen, die ihr Leben aufgegeben,
Und in den Tod des Herrn begraben sind:
Denn also fangen wir recht an zu leben,
Wenns Fleisch verliert, und wenn der Geist gewinnt.
Wohl denen, welchen nichts als Gott bewußt.
Dem alles Ding sogleich ins Auge fällt,
Der hat ein Herz, das ewig Treue hält,
Und Gutes Thun ist Seine Fürsten-Lust.
Warum wird doch das Volk des Herrn nicht weiser,
Und trauet Ihm von nun an alles zu,
Und baut aufs Wort des Gottes Jacobs Häuser,
Daß, was Er spricht, Er auch unfehlbar thu?
[158]Wir setzen Gut und Blut und Ehre dran,
(Denn also hat es sich bey uns gezeigt,)
Daß Gott der Held in Israel nicht leugt.
Es glaub es wer da will, und wer da kan.
Bedenkt man sich die alten Wunder-Thaten,
So traut man Gott von Tag zu Tage mehr:
Doch heute gibst Du uns was aufzurathen,
Du Herrlicher und Unbegreiflicher!
Darüber Sinn und eignes Wehlen stutzt:
Denn, ist es nicht, o Vater! Deine Hand,
Die uns nur itzt Dein werthes Kind entwandt,
Das uns bisher zu mancherley genutzt.
Wie selten sind die auserwehlten Seelen,
Die Jungfern Gottes und des Gottes-Lamms,
Die keinen Pfad für ihre Tritte wehlen,
Als nur den Gang des Seelen-Bräutigams?
Wo ist ein Herz von dieser argen Welt
Durchs Bundes-Blut vollkommen losgekauft,
Auf unsern Herrn und Seinen Tod getauft,
Und das sich selbst gleichwol für gar nichts hält?
Gelobet sey die Niedrigkeit der Esther,
Sie kante nichts an sich, als Dein Geschenk:
Auf gleiche Art war unsre liebe Schwester
Bey sich allein der Gnaden eingedenk.
Das, was ein Christ von andren fordern kan,
Das richtete sie alles treulich aus:
Sie scheu'te nicht ein armes Pflege-Haus,
Und legte da ihr Pfund mit Wucher an.
Nun geht sie hin, auf Dein besonder Winken,
Der Du in guten Werken Schöpfer bist:
Sie ist bereit den Creutzes-Kelch zu trinken:
Der von der Lieb ihr vorbestimmet ist:
Sie zeucht dahin mit einem frommen Mann,
Der Jesum nur, und sie in Jesu liebt,
[159]Der sich dem Herrn mit ihr zugleich ergiebt.
Nim dieses Dir so süsse Opfer an.
Wir gönnen ihm den allerreichsten Segen,
Den Deine Hand auf ihre Kinder legt:
Wir wünschen ihr der Salbung sanftes Regen,
Darinnen sich der gute Geist bewegt.
Diß liebe Paar sey Deinem Tode gleich,
Du ehemals Gecreutzigter in Schmach!
Dein Leben zieh es Dir ins Leben nach,
Und setz es einst zur Pracht in Deinem Reich!