2181. Cantata am 7. Nov. 1744.

Text.


Königen sollen deine Pfleger, und ihre Fürstinnen deine Säug-ammen seyn.

Aria.


Von der Creuz Theocratie ist zu observiren, daß die Obrigkeit und sie immer harmoniren.

N. 1689, 6.


Chor.


An diesem unserm gnaden-orte fehlts der verheissung an keinem worte.

Recitat.


Wer unsre Kirchen-Ammen, die aus der Bibel stammen, die vier und zwanzig jahr haushalten sehn, der weiß vor GOTT und aller welt kein anders zeugniß abzulegen, als unsrer Pfleger haus und feld liegt in des Schöpfers segen: und wer ihr mäßigs eignes gut zehlt zur bewahrung Einer Hut, die niemand leugnen kan als blinde, und sieht Sechshundert, in der ründe von einer meil, gekleidet und gespeist, (und was man eigentlich Gemeinen heißt, und alle ihre Chöre, nicht mit drin begriffen,) deß herz und kopf ist ungeschliffen, sonst rufft er voll verwundrung aus: Da hält die Allmacht selber haus!

Chor.


Die wunder sind gleichwol nicht sehr im streite, was ihm das gröste lob bey uns bereite: man weint ihm doch vor den verwundten füssen für nichts so frölich vor, [2060] als für sein büssen.

N. 1700, 23. 24.


Recit.


Allein, wer sind die leute, auf welche man hier deute? Welch König hat sie so staffirt? welch mächt'ger Fürst hat sie dotirt 1? Ach! man entbehrte gern der vortheile und ehre, wenn man nur nicht der welt ihr liedlein wäre. Viel schriften, deren dichter hochgeehrt, (darunter eine anzahl schrift-gelehrt) beschreibens abentheurlich: der eine macht den Königen ein grausen vor dem impenetrablen plan; der andre giebet sie auf eyd und pflichten an, als wär'n sie von der art der einwohner der clausen; daraus entsteht das ungelük, daß, wenn der dritte einen halben blik auf unsrer häuser sel'gen stand und ihre bürger hat gewandt, der denkt: Der liebe GOTT ist nirgends sonst zu hause.


Chor.


Wir wissen doch wol, wer wir sind; und daß sich niemand bey uns find't, der etwas vorzubringen wüßt', warum ihn JESUS lieben müst'.

N. 812, 5.


Recit.


Allein, das ist auch wahr: (und wenn wir das nicht eingestünden, so redten von der farbe keine blinden vermessener und mehr unklar) daß uns, die wir von den vier winden der welt uns oft beysammen finden, kein haus noch vorgekommen ist, wo Jesus sichtbarer der Herr vom hause ist.


Chor.


Lamm! du hast die welt gemacht, und wo Marieborn gehauen, läst du bauen denen fremdlingen der welt so ein zelt, drunter sie zuweilen pflegen ihr geräthe trokken legen, bis der Held vosaunt ins feld.

N. 2155, IX.


Recit.


Wir sind hier Evangelisch volk, und von der Augspurger Bekentniß; drum haben wir auch das verständniß, daß unsre Pfleger vor ihr mühn, und tausend-tausendfaches geben kein jus quæsitum 2 haben an dem ewgen leben, und auf den fond 3 der guten werke nie keinen wechsel ziehn; wir denken aber gleichwol so: Wär unser Lämmlein nicht des Kirchleins selber froh, sein Vater, der GOTT seiner Heerden, der ließ ihm nicht die thor der erden so Philadelphisch offen werden.


Recit.


Wir ehren, ohne zu [2061] erröthen, die Evergeten 4; wir wissen unsers Meisters sinn, und Pauli, seines grossen Interpreten 5, exegesin 6. Gelobet sey das buch des Lamms, draus wir euch als geschwister kennen, und nennen. Wir wünschen euch für alles, was ihr thut, (denn die Gemeine Gotts kan sich auf euch verlassen, ihr führt nicht eure, sondern Gottes Cassen, und seyd doch arm bey allem gut, und reich bey eurer armuth) wir wünschen euch in dieser zeit, noch vor der ewigkeit, den nahen Seiten-schrein, und denn das brünnelein der Mutter-brust des Heilgen Geistes: was daraus fleußt, (denn wahrlich fleußt es) das fließ euch über eure seel'n und leibes-höhl'n.


Text.


Wir arme sünder bitten:

Chor.


Du wollest uns erhören, lieber Herre Gott!

Solo.


Und unsre liebe Kirchen-Pfleger und Kirchen- Ammen, samt ihren Gehülfen, leiten, schützen und segnen!


Chor.


Erhör uns, lieber Herre Gott!

Aria.


Komm, Mutter! komm, und schütte deine segen auf dieses, und auf iedes Pilger-haus; sie machen vor dir Eine Hütte aus! O laß sich deine gnade drinne regen! Laß sie beständig sehen, was sie sah, & nulla dies sine linea 7.

Fußnoten

1 Hat sie ausgestattet, ihnen ihr haus eingerichtet.

2 Rechtliche anforderung.

3 Capital.

4 Wolthäter.

5 Dollmetscher.

6 Erklärung.

7 Man erzehlt von einem Kayser, daß er, wenn er an einem tage nichts guts gethan, gesagt habe: Hanc diem perdidi; Der tag ist so gut als verloren.

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TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von. Gedichte. Zugaben 1-4 zum Herrnhuter Gesangbuch 1743. 1. Zugabe. 2181. Cantata am 7. Nov. 1744. 2181. Cantata am 7. Nov. 1744. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B84F-7