128. Auf Johann Dobers, des Töpfers, 30sten Geburts-Tag
1734.
Ich wills wagen, von der schönen Pracht
Was zu sagen, die aus Jesu lacht.
Aber wag ich mich zu sehr?
Seine Wunder sind ein Meer:
Doch laßt hören, was der Heiland macht.
Heiligs Wesen, öffne mir Dein Buch,
Ich kans lesen, weg mit Mosis Tuch!
Noch unausgesprochnes Wort!
Stimmen her von Deiner Pfort,
Von der Arche, das ist mein Gesuch.
Du bist wahrlich eine gute Lieb!
Und beharrlich in dem Liebes-Trieb.
Niemand kan so traurig seyn,
Daß ihn Deiner Augen Schein
Nicht erfreute, wenn er vor Dir blieb.
[359]
Jesu Creutze, wo ich Ihn erst sah',
Komm! und reitze mein Hallelujah!
Denn wenn ich in Ohnmacht wär,
Und es schallte ohngefehr
Was vom Creutze, wär ich wieder da.
Auserwehlte, und für unsre Schuld
Ausgequälte göttliche Geduld!
König nach dem alten Recht!
Nach dem neuen aber Knecht,
Wiederbringer der verlornen Huld!
Solten Zeugen Deiner Wunder-Pracht
Können schweigen von dem Lebens-Saft,
Der in blutiger Gestalt
Durch die ganze Erde wallt?
Sind doch Felsen drüber aufgeklafft.
Heilger Tempel mit dem Rauch-Altar,
Die Exempel sind noch allzu rar
Von den Blitzen, die geschehn,
Von den Stimmen, die ergehn,
Von den Donnern in dem Gnaden-Jahr.
Wir, die Armen und so Schmählige
Durchs Erbarmen aber Selige,
Wohnen so in einer Stadt,
Wo man nur zu nehmen hat;
Denn der Gaben sind unzehlige.
Unter andren sieht man einige
Bey uns wandern, die das Deinige
Warten, wie es sich gebührt,
Die schon manches Herz gerührt:
Ihre Züge, Herr! beschleunige.
[360]
Guter Schöpfer, was Du machst, ist gut,
(Macht ein Töpfer gleich nach freyem Muth
Seinen Thon wies ihm beliebt,
Ohne daß er Antwort giebt,)
Dir mißräth auch nie nichts in der Gluht.
Gib uns allen, die so herzlich gern
Möchten wallen nach dem Sinn des Herrn,
Und nicht mögen selig seyn,
Als durch Jesu Blut allein,
Gib uns diesen hellen Morgenstern!