2079. Ap. Gesch. I.

In voriger Melodie.


1.

Da eben itzt der Pfingst-tag war, so war beysamm'n die ganze schaar; auf einmal so entstund ein braus, ein wind, der fuhr durchs ganze haus.

2.

Und über ihnen ward ein schein, als wärens feuer-flämmelein, die sah man, wie sie so da warn, auf ieden eins herniederfahrn.

3.

Und damit wurden sie zumal voll Heilgen Geists, und redten all, ein iedes in dem dialect, wo sie der Geist dazu erwekt.

4.

Nun waren männer in der stadt von Jüdischem indigenat, und was sich so zum tempel hält, aus allen gegenden der welt.

5.

Kaum gehts geschrey von dem verlauff, so ist der ganze hauffe auf, der wird bestürzt: denn ieden deucht, es wird in seiner sprach gezeugt.

6.

Den leuten wird ganz grauserlich, und sagen drüber unter sich: Seht nur die Galiläer an, ob nicht ein ieder Parthisch kan?

7.

Was Parthisch! Medisch [1946] reden sie. Nein! Elamitisch hör ich hie. Ich hör Mesopotamier: ich aber Cappadocier.

8.

Ich Pontisch. Jonisch dünkets mich. Pamphylisch. Phrygisch höre ich. Egyptsch. Der Lybier spricht nein, es dünkt ihn Cyrenaisch seyn.

9.

Der Jüd, und proselyt von Rom, der spricht, er hat Latein vernomm. Der Cretisch, jener Arabesk; den Galiläer deuchts Grotesk.

10.

Und wenn der ein' auf einer seit zum andern saget: O ihr leut! was wunder Gottes höre ich in meiner sprach so eigentlich;

11.

Und alle andre wirklich stehn, und denken: GOTT! was will geschehn? Sie sind voll, denkt der Galilä'r; ich höre Jüdisch und nichts mehr.

12.

Da tritt der Simon Petrus hin, die Elfe die umgeben ihn, erhebt die stimm vor iederman, und fängt in allen sprachen an:

13.

Jerusalaims bürger all, und alle Jüden überall! es sey euch hiemit kund gemacht, gebt wohl auf meine rede acht!

14.

Die nationen sind nicht voll, wies euch vermuthlich deuchten soll; es ist gewiß erst früh um neun, da trinkt man sich noch nicht voll wein.

15.

Was ihr da wunderbares seht, ist, was im seher Joel steht: Die letzten tage, spricht der Herr, geb ich von meinem geiste her;

16.

Ergieß ihn auf die creatur, so daß nicht eure söhne nur, nein, auch die mägd und knäbelein propheten solln und seher seyn;

17.

Die ältsten sollen träume han; und von demselben tage an geht aus von mir ein heilger Geist, der knecht und mägde zeugen heißt.

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TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Nikolaus Ludwig von. Gedichte. 12. Anhang zum Herrnhuter Gesangbuch 1743. 2079. Ap. Gesch. I.. 2079. Ap. Gesch. I.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-BB4B-6