70. Antwort an die Stud. Theol. auf ihr an ihn gerichtetes Dank-Schreiben
1728.
Hier kommt ein Blat voll treuer Bruder-Liebe;
So arm und schwach mein Trieb noch immer ist:
O! daß der Herr ihn über alles hübe,
Was sich noch sucht, und Seiner Treu vergißt!
Ich danke euch vom Grunde meiner Seelen,
Daß ihr mich oft und brüderlich gehört,
Ich suchte euch zwar keines zu verheelen,
Was unsre Ruh in Christo Jesu stört.
Ich suchte euch, so viel ich selber wüßte,
Mit redlichem Gemüthe kund zu thun:
Doch ist bey euch noch mancher alter Christe,
Den höret auch; demselben folget nun.
[194]Die Liebe hat sich ja so treu bewiesen
In Erfurt schon, in Leipzig, und auch hier:
Ach! würde Sie für alles hoch gepriesen!
Itzt kommt auch noch in Jena vieles für.
O! grabet doch nach einer lautern Quelle!
O! folget doch dem Starken hurtig nach!
Doch gebet auch den Schwachen ihre Stelle,
Und geht den Weg, den Jesus selber brach.
Es läßt sich zwar hier keine Ordnung machen;
Es gehe dann ein solches Feuer an,
Das ohnbetracht't der Läst'rer und der Schwachen.
Sich in Geheim nicht länger halten kan.
Doch wird der Herr euch allerseits verbinden;
Im Methodo, den weiland Franke schrieb,
Wird sich gewiß ein weitrer Campus finden;
Les't selbigen mit brennendem Betrieb.
Ich selber will ihn in der Einfalt lesen,
Und was ich seh, dasselbe meld' ich euch.
Der Herr verleih uns nur Sein wahres Wesen,
Und mach uns treu in der Geduld am Reich.