414. Die Wälle auf Poel.

Am nördlichen Ende des Kirchsees, eines tief in das Land von Norden nach Süden einschneidenden Meerbusens, liegt die Poeler Kirche. Sie ist von Wällen und Wallgräben umgeben. Letztere sind noch ziemlich gut erhaltene Ueberreste des von Herzog Adolf Friedrich I. im Jahre 1613 erbauten Schlosses, das zugleich eine starke Festung war.

Von diesen Wällen erzählen sich die Poeler, daß sie sämmtlich hohl sind und durch einen unterirdischen Gang mit dem Wallfisch und von da mit Wismar in Verbindung stehen. Eines Tages spielten bei diesen Wällen zwei Kinder, ein Knabe und ein Mädchen. Da die Eingänge zu den Wällen noch nicht zugemauert waren, beschlossen sie, hineinzugehen, um zu erfahren, wie es drinnen aussähe. Als sie eine kleine Strecke darin gewandert waren, konnten sie den Ausgang nicht wiederfinden. Aus Furcht fingen sie an zu schreien und zu rufen. Da gesellte sich mit einemmale ein altes Männchen zu ihnen und versprach, denjenigen wieder hinauszubringen, der das Vaterunser beten könne. Da nun das Mädchen das Vaterunser beten konnte, der Knabe aber nicht, so brachte das Männchen das Mädchen wieder [310] hinaus, den Knaben aber behielt es bei sich. Damit es nun nicht noch mehreren Kindern so gehe, wurden die Oeffnungen zugemauert.

Seminarist O. Drögmöller.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 414. Die Wälle auf Poel. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-D02A-C