136. Hexen in Rostock.

1.

In Rostock wohnte eine Hexe, deren Kind sich mit einem Nachbarkinde zankte und dabei geschlagen wurde. Zur Rache machte die Hexe, daß das Nachbarskind ganz mit Läusen bedeckt ward. Da gab eine alte Frau den Rath, das Hemd des Kindes auf einen Haublock zu legen und von Mitternacht bis zum Morgen mit einem Beile drauf loszuhauen, dann bekäme die Hexe die Schläge, die man dem Hemde gäbe; sie werde vor die Thür kommen und Einlaß begehren, man solle aber nicht aufmachen, sondern immer zuschlagen. [117] Es geschah so. Als man am Morgen aufhörte, konnte die Hexe nicht mehr gehen und war nach wenigen Tagen todt.


H. Ohnesorge.

2.

In Rostock an der Grube (Grubenstraße) wohnte eine alte Frau, die ›Kellersch‹ genannt, die im Rufe stand, zaubern zu können. In ihrer Nähe wohnte ein Ackerbürger, Sötmelk. Diesem trieb einst, als die Grube etwas angeschwollen war, ein Brett von seiner ›Wasch‹ weg. Das nahmen sich die Söhne der Kellersch, der Ackerbürger aber rief ihnen zu ›Lat dat Brett liggen, dat is min.‹ Das Weib hörte es und sagte ›Gęwt em dat man wedder, dat sall em keenen Nutzen bringen.‹ Einige Tage darauf wurde des Ackerbürgers kleines Mädchen krank. Da man nicht zweifelte, daß die Hexe daran schuld sei, so wurde das Kind dreimal geräuchert. Beim ersten- und zweitenmale kam die Hexe an die verschlossene Thür und bat, ihr etwas zu leihen. Man hütete sich aber wohl, ihr aufzumachen, weil sie sonst wieder Gewalt über das Kind bekommen hätte.


H. Ohnesorge.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 136. Hexen in Rostock. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-D12D-D