1378.

Das Blocksbergreiten in Grabow. Am 30. April versahen sich fast alle Knaben in Grabow mit einem Stückchen Kreide und bemalten hiemit die Thüren, Fensterläden, Häuser, die Steine der Straßen oder sich gegenseitig die Röcke oder Jacken mit Kreuzen. Nachmittags um 4 Uhr nach Beendigung der Schule versammeln sie sich ausgekleidet und die Gesichter bemalt mit einem Besenstiel, worauf sie reiten, in der Regel auf hiesigem Marktplatze. Sobald eine kleine Anzahl zusammen ist, durchzieht sie so, auf ihrem Besenstiele reitend, schreiend ›Hett noch gor keen Bulen (Beulen) in 'n Hoot!‹ (in frühern Jahren ›Slag Hamann dot 1!‹ die Straßen, wo sich nun überall immer mehr anschließen. Nachdem sie so ungefähr zwei Stunden in den Straßen umhergetobt haben, ziehen sie nach einer kleinen Anhöhe [264] unweit des israelitischen Friedhofes hinaus und schlagen hier mit ihren Besenstielen aus Leibeskräften auf den Berg los, mit dem Ausrufe ›Slag Hamann dot!‹ – In frühern Jahren war um den israelitischen Friedhof noch keine Mauer, sondern nur ein Graben gezogen, der übersprungen ward. Auf demselben angelangt, schlugen sie nun ebenso auf die Gräber mit dem Ausruf ›Slag Hamann dot!‹ Haben sie hier nun so eine Zeitlang umhergetobt, so ziehen sie mit dem erst erwähnten Gesang ›Hett noch gor keen Bulen in 'n Hoot!‹ wieder zur Stadt herein, und begaben sich dann – wenn auch nicht allemal friedlich – nach Hause.


Brauer C. Martienssen in Grabow.

Fußnoten

1 Dies stammt vermuthlich von dem israelitischen Hamannsfeste oder Purim.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg. Zweiter Band: Gebräuche und Aberglaube. Gebräuche und Aberglaube. Maitag. Frühling. 1378. [Das Blocksbergreiten in Grabow. Am 30. April]. 1378. [Das Blocksbergreiten in Grabow. Am 30. April]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-D1C5-4