129.

Weint ein Kind häufig ohne besondere Ursachen, so ist es verhext oder ›verschiert‹. Dies wird bewirkt auf verschiedene Weise. So durch den bösen Blick, den auch die besten Menschen haben können. Man bekommt ihn, wenn man beim Empfang des Abendmahls sich zerstreut umsieht oder rückwärts blickt. Nochmaliges Communiciren ohne solche Zerstreutheit hebt den bösen Blick wieder auf.

Ein Mittel gegen das Verschieren besteht darin, daß man zwei neue Reisbesen kreuzweis unter die Wiegenkissen legt und die Wiege selbst sowie die Kleider des Kindes mit dem Dampfe von neunerlei Kräutern durchräuchert. Eines derselben heißt ›sta up und ga weg‹. Auch kann man von jeder Thürschwelle im Hause sowie von der untersten Treppenstufe einen Span nehmen und dem Räucherwerke beifügen. Es muß aber Alles stillschweigend geschehen.

Hagenow, Amalie Krüger.

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TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg. Zweiter Band: Gebräuche und Aberglaube. Gebräuche und Aberglaube. Geburt, Taufe. 129. [Weint ein Kind häufig ohne besondere Ursachen]. 129. [Weint ein Kind häufig ohne besondere Ursachen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-D262-9