[246] 322. Schatz in Reinshagen.

Auf einer Bauernhufe in Reinshagen bei Kröpelin fand einstmals die Tochter des Bauern beim Eggen ein Kesselseil. Sie nahm es auf und trug es heim mit dem Gedanken, es sich späterhin, wenn sie erst ihre eigene Wirthschaft hätte, in einen Kessel machen zu lassen. Ihr Vater, welcher es aufmerksam betrachtete, fand eigenthümliche Merkmale daran; es däuchte ihm, daß es schon lange Zeit in der Erde gelegen haben müsse. Kurz, ihm kam die Sache verdächtig vor, und er reiste nach Rostock, um einem berühmten Schatzgräber die Sache mitzutheilen. Dieser sagte, es stände an der Stelle, wo das Seil gefunden sei, ein Schatz, der von überirdischen Mächten bewacht würde, und sie wollten versuchen, ihn zu heben. Er reiste sofort mit nach Reinshagen, ließ sich an den bestimmten Ort führen und zog einen großen, runden Kreis um die Stelle. Da hinein mußten Alle, die ihm Handreichung leisten wollten, treten. Niemand durfte, so lauteten seine Bestimmungen, lachen noch reden, wenn ihm auch das Wunderbarste begegnen würde. Dem Bauer, welcher keine Lust hatte, mit gegenwärtig zu sein, wurde bedeutet, daß ohne seine Gegenwart alle Mühe vergebens sei. Nachdem nun ein tiefes Loch in die Erde gegraben war, traf man auf einen Kessel, der verdeckt war und bis an den Rand gefüllt zu sein schien. Er wurde mit Bäumen und Stricken in die Höhe gehoben, während dessen sich allerlei sonderbare Ereignisse zeigten. Zuerst krachte es in dem nahen Walde, als ob alle Bäume auf einmal umgehauen würden; dann kam eine Kutsche daher gefahren, mit Ratten und Mäusen bespannt, die den Kreis mehreremale umfuhr. Unterdessen war der Kessel bis an die Oberfläche gehoben. Da that Einer der Anwesenden eine Aeußerung, und siehe, der Kessel glitt ihnen unter ihren Händen weg und verschwand in der Erde. Man hörte noch das Klingen des Geldes, und aus dem nahen Walde drang ein helles Gelächter in ihre Ohren.

Seminarist W. Barten.